Dienstag, 10. Januar 2012

"Prinzessin Mononoke" [JP '97 | Hayao Miyazaki]

Der junge Prinz Ashitaka vom Stamm der Emishi ist nach der Berührung eines verfluchten Dämons in Gestalt eines Keilers dem Tod geweiht. Verbannt von seinem Stamm macht er sich auf die Suche nach Heilung und gerät in einen blutigen Konflikt zwischen den Arbeitern einer Eisenhütte unter Führung der Herrin Eboshi und den Bewohnern des Waldes, die gemeinsam mit dem mysteriösen Wolfsmädchen – Prinzessin Mononoke – gegen die Menschen vorzugehen versuchen. Die angespannte Lage zwischen den beiden verfeindeten Lagern spitzt sich immer weiter zu, während der junge Prinz versucht Frieden in das unruhige Land zu bringen...

Miyazaki nimmt uns schon zu Beginn alle Illusionen, konfrontiert uns ohne Umschweife mit dem Produkt menschlicher Ignoranz. Ein besessener Keiler, zerfressen von Hass, resultierend aus routiniertem Fehlverhalten, menschlicher Arroganz und individuellem Geltungsdrang. Am Ende wird es jene Treffen, die wir lieben und denen wir eine bessere Zukunft schulden. Ein Regisseur ohne Profilneurosen. Eine simple Metaebene. Eine nachvollziehbare Metapher. Ein Tatsachenbericht, gekleidet in ein großartig gezeichnetes Fantasy-Abenteuer. Ein junger Prinz, allzeit präsent, unser Gewissen, an unsere Vernunft appellierend. 128 Minuten lang. Eine Dorfälteste. Ein Relikt aus längst vergangenen Tagen. Uns an unsere Verantwortung erinnernd. Gegenüber unseren Mitmenschen, unseren Kinder, der Natur und letztlich auch gegenüber uns selbst. Gewaltdarstellung als Mittel zum Zweck. Die Intention mit der angemessenen Ernsthaftigkeit unterstützend. Musik als Mittel zum Zweck. Im Hintergrund agierend, lediglich akzentuiert auftretend und das Geschehen in all seiner Intensität perfekt ergänzend. 

Eine Clan-Führerin als Repräsentantin einer Zivilisation ohne Grenzen, ohne Gewissen. Sich selber mit seinem anmaßenden Verhalten in Gefahr bringend. Aber auch gütig, mitfühlend und fürsorglich. Kein Monster. Lediglich eine Person mit Schwächen, Problemen und Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen. Wir lernen sie verstehen. Vollziehen nach und beginnen uns darüber im Klaren zu werden. Kein moralischer Zeigefinger. Miyazaki nimmt sich nicht außen vor. Auf der anderen Seite eine junge Prinzessin. Inzwischen nicht besser als die Menschen selbst. Vorurteilsbehaftet, wütend und ignorant. Zwei Parteien. Kein Gut und Böse, nur ein Konflikt und die Suche nach Lösungen. Gewalt, Gegengewalt. Eine eingefahrene Situation. Wir wollen Antworten, die perfekte Lösung. Ruhig inszeniert und in einem ungewöhnlichen Gewand daherkommend, sicherlich nichts für jedermann. Die abstrakt anmutende Personifizierung der Natur. Güte und Nachgiebigkeit als längst verschollene Attribute. Ein optimistischer Ausblick in die Zukunft. Unser Gewissen als Vermittler. Ein deutlicher Appell. Und die - für viele - enttäuschende Antwort: Wir sind die Lösung. Schlicht und Ergreifend.

8.5/10

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