Wie ärgerlich! Was atmosphärisch
beginnt, entgegen ungeschriebener Genre-Reglements sogar einigermaßen
vielschichtige Figuren entwickelt und dem Zuschauer über einen
beträchtlichen Zeitraum hinweg tatsächlich glauben machen kann, er
würde hier auf etwas ganz Großes zusteuern, scheitert schließlich
an einer völlig verhunzten Auflösung und damit auch an der zuvor
ganz gezielt geschürten Erwartungshaltung.
Denn was nach dem grandios-blöden
Showdown schließlich bleibt, ist lediglich die etwas enttäuschende
Erkenntnis, dass auch Brad Anderson („The Machinist“) dem
eingefahrenen Thriller-Genre wenig, bis gar nichts hinzuzufügen
weiß; schlimmer noch: seine augenscheinliche Cleverness enttarnt der
Spanier schließlich als billigen Taschenspielertrick, Versuche
Klischees und Erwartungshaltungen zu durchbrechen bleiben nie ernst
gemeinte Versuche; an mutigen und womöglich sogar innovativen
Grenzüberschreitungen hat der Spanier gar kein Interesse.
„Transsiberian“ bleibt innerhalb
bewährter Grenzen und immer ein bisschen langweilig. Seine Figuren
opfert er entweder völlig bekloppten Handlungsmustern (Eduardo
Noriega - „Abre los Ojos“) oder den darauf folgenden psychischen
Implikationen (tapfer aber zunehmend nervig: Emily Mortimer).
Harrelson („NBK“) ist wunderbar gegen den Strich besetzt, die
unauffällige Mara wird gen Mittelteil einfach kurzerhand aus dem
Drehbuch gestrichen, um schließlich als Anschauungsobjekt
plötzlicher Härte ihr Revival zu feiern. Kingsley mimt derweil zum
gefühlt hundertsten Mal den bösen Buben, will als Antagonist aber
nie so wirklich funktionieren. An dessen Seite darf sich Thomas
Kretschman an einer wortkargen und letztlich ziemlich überflüssigen
Rolle abmühen.
Und mit dem ungelenken Einsetzen von
Tempo wird diese Chose tatsächlich nur noch mühsam und anstrengend.
Nach harter Arbeit sieht „Transsiberian“ dann aus (Lagerhalle,
Flucht, erneute Zug-Konfrontation). Die Verzweiflung (besser:
Planlosigkeit) steht den Protagonisten buchstäblich ins Gesicht
geschrieben. Wirklich Sinn ergibt das alles nicht und wirklich neu
ist hier erst recht nichts. Und spätestens, wenn Anderson auf der
verzweifelten Suche nach einem ordentlichen Abschluss, einem halbwegs
runden Showdown in die Auflösung stolpert und endgültig den
Verstand verliert (der ganz große Knall: Güterzug-Crash), will man
wie die Figuren nur noch raus, weg da, schnell den Abspann sehen und
endlich... vergessen.
4/10