Für
jede Wendung gibt es einen Kommentar, jede Fügung eine Metaebene,
die mit plattem Namendropping und Offensichtlichkeiten befüllt
werden kann. „Scream 2“ kokettiert mit ihnen, den Regeln, den
Fortsetzung-inhärenten Mechanismen, den Mustern, die ein neunmalklug
daher-palavernder Filmstudent in der neuerlichen Mord-Serie erkannt
haben will. Mehr Morde braucht's, und mehr Gekröse. Alles muss
größer sein, cleverer, ironischer. Viel zu selten vertraut
Williamson's gerade in der Einleitung grauenvoll geschwätziges
Skript auf die Bilder, die ein Craven zu kreieren vermag. Viel zu
sehr begnügt er sich stattdessen mit dem bloßen Nachstellen
ikonischer Szenen aus dem Vorgänger, die nur weil sie ironisch
gebrochen werden, nicht weniger einfallslos sind. Teil 2 hat ein
Identitätsproblem und verzweifelt an der Ambition unbedingt cleverer
sein zu müssen als sein meisterhaftes Vorbild. Zudem zeigt er die
großen Stärken des Erstlings auf, neben der Thematisierung seines
Genres und dessen Klischees, auch entkoppelt von der Referenz
unmittelbare Momente des Horrors heraufzubeschwören. Ohne ein
Schielen auf den doppelten Boden, den Raum hinter der Kulisse und
eine Metaebene, die Williamson ohnehin nicht auszureizen gedenkt.
Sogar „Nosferatu“ läuft abermals in der Flimmerkiste. Darüber
hinaus verweigert „Scream 2“ seinen Figuren jedwede
Weiterentwicklung. Es wird genauso doof gestorben, genauso vermeidbar
mit dem Messer im Rücken dahingesiecht, wobei jedes Interesse an
seinen Figuren fernab bereits etablierter Stars (Arquette, Campbell,
Cox) lediglich in der spaßigen Whodunit-Prämisse
begründet liegen dürfte. Das Spiel mit der Paranoia und eben die
zentrale Suche nach dem Killer am Rande zur Parodie hat das
„Scream“-Team aber nach wie vor ziemlich gut drauf, was vor allem
an Craven's ruhiger Hand und dessen exzellenter Schauspielführung
liegt. Am Ende werden die Rollen ins Gegenteil verkehrt und Sidney
hat alle Hebel in der Hand. Sie kreiert den Horror, versetzt den
Verfolger in die Situation vollkommener Hilflosigkeit. Kein Deut
subtil, aber immer noch verdammt gute Unterhaltung.
5.5/10