Seth Brundle, ein talentierter und zurückgezogen lebender Wissenschaftler lernt auf einer Veranstaltung die junge Journalistin Veronica Quaife kennen und weiht sie ihn sein Projekt zur Entwicklung eines Teleportations-Gerätes ein. Nach einem gescheiterten und einem geglückten Versuch mit einem Pavian, stellt sich Seth schließlich selber als Testobjekt zur Verfügung. Unglücklicherweise ist eine Stubenfliege zufällig in das Teleporations-Gerät geraten und sorgt bei Seth für ungeahnte Nachwirkungen...
Cronenberg lässt dahingestellt, inwieweit Brundle's Transformationsprozess und der damit einhergehende Zerfall als kritische Parabel auf menschlichen Forscherdrang interpretiert werden kann. Vielmehr widmet er sich in seiner Version von "The Fly" den psychischen und physischen Veränderungen seines Protagonisten und protokolliert akribisch die verschiedenen Etappen des Veränderungsprozesses, welcher vom Schock bis zur Resignation und letztlich zur kompletten Wesenswandlung reicht. Die langsam voranschreitende Wandlung Brundle's wird dabei explizit und in aller Ausführlichkeit umschrieben, in grandiosen Masken festgehalten und zu seinem konsequenten Finale geführt. Cronenberg belässt es darüber hinaus bei einer vergleichsweise simplen Metaebene, konzentriert sich stattdessen auf Horror in Reinkultur und schafft eine eigenwillige Adaption von Langelaan's '57 erschienener Kurzgeschichte. Ausgehend von diesem "Was-wäre-wenn" - Gedankenspiel inszeniert Cronenberg die Transformation Brundle's als menschliche Grenzerfahrung und meistert den schmalen Grat zwischen Faszination und Abscheu beinahe spielend.
Transformation wird uns als fleischliche und spirituelle Neuerfindung präsentiert, als Konfrontation mit dem menschlichen Ur-Ängsten und als zweifelhafte Bereicherung. Gesteigerter Sexualtrieb sowie vervielfachte Kraft als erstrebenswerte Attribute in einer von Perfektion und Grenzenlosigkeit geprägten Gesellschaft. Die Liebesgeschichte zwischen Seth und der jungen Journalistin Veronica wird sinnvoll ins Geschehen eingebettet ohne den Fokus - welcher zweifelsfrei auf der Wandlung Brundle's liegt - aus den Augen zu verlieren. Die musikalische Untermalung Shore's nimmt sich angenehm zurück und kontrastiert durch seine subtile Verwendung die überwiegend explizite Darstellung von Gewalt und Transformation.
Cronenberg trifft mit der Schlusstat Brundle's den richtigen Ton für den Ausgang des Filmes. Die Einsicht der Wissenschaft wird uns als potenzieller Lösungsansatz geboten, offen wird jedoch gelassen, inwiefern die Schlusssequenz als Kritik am menschlichem Forschungs- und Entdecker-drang und die daraus resultierenden Folgen gedeutet werden kann/soll. Zwar war eine Koexistenz zwischen der "Brundle-Fliege" und seinem gewöhnlichem Umfeld offensichtlich nicht möglich, trotzdem waren die Vorzüge der Mutation deutlich sichtbar. Und so lässt sich Cronenberg's "The Fly" schlussendlich auch als Kritik in die andere Richtung deuten.
8.5/10
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