Kurze Geschichte kurz: ich kam nicht
mehr in meinen Google-Account hinein, jetzt bin ich wieder drin, deswegen
gibt es jetzt einen Jahresrückblick. Es war schön. Qualität und
Quantität haben in meinem Filmjahr geheiratet und das sind die
wunderschönen Babys. Viel Vergnügen.
„Porträt einer jungen Frau in
Flammen“
von Céline Sciamma
Muss ich ein zweites Mal sehen. Mein
Kopf war da, mein Herz blieb stumm. Manchmal ist das so. Ähnlich wie
bei „Phantom Thread“ scheint dies ein Film zu sein, der mit jeder
Sichtung wächst, der sich immer wieder befragen und untersuchen
lässt und der einen doch immer wieder an einen anderen Punkt führt.
PS: Vivaldi ging mir nie näher.
„Systemsprenger“
von Nora
Fingscheidt
Die kaum zähmbare Hauptfigur findet
auch in der Form des Films Ausdruck. Trotz der
Dokumentarfilm-Vergangenheit der Regisseurin geht diese extrem
gestalterisch mit dem Material um und führt damit im besten Sinne zu
einem auslaugenden, anstrengenden Filmerlebnis. In meiner
Kino-Vorstellung konnte es sich eine gewisse Dame nicht verkneifen,
den gesamten Film pädagogisch kommentierend zu begleiten - ich
verlange die Höchststrafe!
„John Wick: Chapter 3 - Parabellum“
von Chad Stahelski
Wenn Waffen und Körper zum Tanz
bitten, möchte man nicht stillsitzen. Eines der schönsten
Kinoerlebnisse überhaupt.
„Shoplifters“
von Hirokazu Kore-eda
Nicht dieses Jahr, schon klar, aber
Ende letzten Jahres erschienen, deswegen hier drin. In einer Szene
ist die Familie am Strand, der Vater mit dem Sohn im Wasser und klärt
diesen über Sexualität auf. Schöner, unaufgeregter, beiläufiger,
lässiger geht es einfach nicht.
„Marriage Story“
von Noah Baumbach
„Typisches Oscar-Material“ ist
erstmal überhaupt keine ernstzunehmende Kategorie von Kritik.
Baumbach ist nicht nur ein sehr guter Autor, sondern auch ein sehr
eleganter Filmemacher. Er ist auch nicht der neue Woody Allen,
sondern einfach besser als dieser je war. Die „Blick-Regie“ wenn
die beiden Parteien das Tor zum Grundstück zuschieben, die
juristische Verhandlung, die von der Essensbestellung unterbrochen
wird, die versehentliche Schnittverletzung, das Lesen eines Briefs,
das Singen eines Liedes – mit den Lieblingsmomenten hätte ich den
Film nacherzählt.
„Upgrade“
von Leigh Whannell
Zugegeben, Whannell hat sich nach
„Insidious: Chapter 3“ (ohne den Film gesehen zu haben) vermutlich nicht
sofort verdächtig dafür gemacht, mal auf irgendjemandes Bestenliste
für irgendwas zu landen. Aber es ist passiert. Nach dem tollen „The
Invitation“ beweist Hauptdarsteller Logan Marshall-Green ein
weiteres Mal ein sehr gutes Händchen für kleine Genre-Perlen und
läuft seinem Look-alike Tom Hardy mittlerweile fast schon den Rang
ab. Über den Film möchte ich überhaupt nichts verraten. Nur so
viel: er ist gut.
„Dragged Across Concrete“
von S.
Craig Zahler
„Der Preis für den schönsten
Filmtitel des Jahres steht schon mal fest.“ […]
„The Sisters Brothers"
von Jacques
Audiard
„Eine kurze Pause vom ewigen Gereite
und Geschieße, ein erleichtertes Ausatmen, eine heiße Badewanne.
Eine Pause vom dem, was erwartet wird, aber nur kaputt macht. Eine
Pause vom Western.“ […]
„Parasite“
von Bong Joon-ho
Selten einen so konzentrierten Film
gesehen, der der konkreten künstlerischen Vision seines Machers
derart nahezukommen scheint. Vor allem beweist Bong Joon-ho, dass die
vermeintlichen Gräben zwischen Genre, Mainstream und Kunstkino
nichts als selbst-induzierte Illusionen sind. „Parasite“ wird
überall gefeiert, völlig zu Recht.
„Galveston“
von Mélanie Laurent
Die arme Laurent hat vergangenes Jahr
nicht nur die heiße Mieze für Chauvi Michael Bay geben müssen, sie
durfte auch diese sehr traurige, sehr tolle Romanverfilmung drehen.
--->
„Eighth Grade“
von Bo Burnham
„In den Komplikationen des Alltags,
den Hürden zwischenmenschlicher Kommunikation, in den schmerzhaften,
aber zugleich Glück verheißenden Annäherungen an den Anderen,
sucht Burnham nicht zuvorderst die Lacher, sondern einen gemeinsamen
Nenner in den verwirrenden, ängstigenden Erfahrungen des
Menschseins.“ […]
„Ad Astra“
von James Gray
Brad Pitt in einer seiner besten
Rollen. Kleine Kritik kommt noch.
Bitte nicht vergessen (erweiterter
Kreis)
„Border“ von Ali Abbasi
„American Factory“ von Steven
Bognar & Julia Reichert
„Midsommar“ von Ari Aster
„The Lighthouse“ von Robert Eggers
„The Irishman“ von Martin Scorsese
„Psychobitch“ von Martin Lund
„Once upon a Time … in Hollywood“
von Quentin Tarantino
„Amazing Grace“ von Alan Elliott &
Sydney Pollack
„Climax“ von Gaspar Noé
„The Favourite“ von Yorgos
Lanthimos
„Asche ist reines Weiß“ von Jia
Zhangke