Formschön eingerahmtes
Festivalfilmchen; sieht genauso aus, fühlt sich genauso an. Gewidmet
wird sich den Verlieren eines Sozialsystems und den Schatten die sich
allmählich über den Elfenbeinturm mittelständischen
Spießbürgertums legen. Ansonsten sind die Plattenbausiedlungen und
kuscheligen Eigenheime bevölkert von wandelnden Klischees. Denn über
seine beiden engagierten Hauptfiguren hinaus, geht bei „Tyrannosaur“
eigentlich wenig. Die Rollen sind von Anfang an klar verteilt, damit
der „ungewöhnlichen“ Liebesgeschichte auch ja nichts im Wege
steht. Der Tod des Gatten kommt da eigentlich schon ganz gelegen,
wurde die Welt doch nur von einem weiteren Frauen-prügelnden,
manipulierend herumwinselnden Arschloch befreit, das seiner Frau nach
einer durchzechten Nacht sogar ganz wörtlich ans Bein pisst – ganz
zu schweigen vom penetranten Bestreben dessen Schikanen auch noch
dramaturgisch aufzuziehen und zu einem fatalen Höhepunkt (plus
Glas-Scherben) zu treiben. „Tyrannosaur“ ist nicht besser, weil
er seinen Platz in einer Nische gefunden hat und als Underdog zu
unverhofftem Erfolg geriet, denn er besitzt die selben Strukturen und
verfährt nach üblichen Mustern: Zeiten, in denen kurz das Glück
regiert und die trist-graue Scheißwelt ganz plötzlich in ungeahntem
Licht erstrahlt, werden ganz abgedroschen mit rauer Gitarrenmusik
unterlegt, während das glückliche (weil selig lächelnde)
Schablonen-Kollektiv in Bierlaune die Gläser erhebt – mit den
einfachen Leuten lässt sich ja sowieso viel besser Party machen.
4/10