Der alte Mann und das
Meer. Leck, blöder Zufall, Wasser im Kahn. Redford bleibt ruhig,
besonnen, weiß was wann zu tun ist und in welcher Reihenfolge.
Ungereimtheiten versalzen hier nur Segelnerds die Suppe. Aber mit
Redford sind wir schon bei einem Problem: die Figur ist schwer
zugänglich, Panik vermittelt Redford nicht, nur Gottvertrauen und
Besonnenheit. Zudem umweht dessen Kenter-Fahrt während des
ungelenken Sturm-Brimboriums eine leichte Brise wohliger
Studio-Atmosphäre, die die Immersion, alleine mit diesem alten,
stummen Mann den Kräften der Natur ausgesetzt zu sein, zumindest
bröckeln lässt. Aber man versteht Chandor's Anliegen,
Überlebenskampf auf den Grundsatz heruntergebrochen darzulegen,
entschlackt von Erlösungsmythen und Selbstfindungsgeblubber in dem
hereinbrechenden Chaos und dem nahenden Tod doch noch spirituelle
Erfüllung zu finden. Nein, hier hat ein Mann alleine mit dem Meer
Angst um sein Leben und greift wieder und wieder nach dem letzten
Strohhalm. Bis er ins Leere greift und sich treiben lässt. Redford
spielt bis zur Grenze, strotzt vor allem den physischen
Herausforderungen seiner Rolle, bäumt sich auf, sackt zusammen, bis
selbst der befreiende Schrei der Verzweiflung vor Erschöpfung
erstickt. Deswegen gilt auch diesem Lob für die Errungenschaft knapp
zwei Stunden lang in dessen Gesichtsfurchen nach Nuancen suchen zu
wollen und den Spuren, die die Odyssee an ihm, zuvorderst aber in ihm
hinterlassen hat. Und diese Suche nicht zu bereuen, weil Redford und
Chandor sie mit unsentimentalen, eindringlichen Bildern belohnen. Da
geht es dahin, im lodernden Feuerball, im ironischen Kampf
elementaren Dualismus. Eine letzte Prüfung, ein letztes Loslassen.
Und dann: träumen.
6.5/10