Samstag, 28. Mai 2016

"Spectre" [UK '15 | Sam Mendes]

Was für ein Schnarcher. Die vielzitierte und gelobte Eröffnungsszene ist nichts weiteres als ein simpler Tracking Shot, der zwei Figuren von der Straße in ein Hotel und schließlich auf ein Dach begleitet. Anschließend folgt Hubschrauber-Äktschn zum Ersten, noch okay, wenn in die Innen-Cam geschaltet, spätestens im verschneiten Österreich aber sieht das nur noch beschissen aus und langweilt so wie die breite Masse moderner Unterhaltungsfilme in solchen Momenten eben langweilt. Positiv zu erwähnen sind gerade jene Szenen, in denen Mendes den Raum komprimiert und sich abseits von logistischen Action-Set-Pieces ganz auf Bildkomposition, Schattenspiel und Gesichter konzentrieren darf. Im schnippischen Einleitungsdialog mit dem jungen, alten Q oder dem ersten Kontakt mit der Spectre-Organisation und Oberhaupt Waltz scheint der müde Auftragsarbeiter wieder ganz bei sich und seinem Handwerk. Dann kommt Stimmung auf, die Lust an der Pointe überträgt sich und Bond kann für wenige Minuten in eine ihm fremde, bedrohliche Schattenwelt entführt werden, in der nichts außer der Schritte zu hören sind, die sich auf leisen Sohlen von hinten nähern. Ebenfalls anzubieten hat "Spectre" Fleischberg Bautista, der in einem kraftvollen, straighten Faustkampf im Zug das tun darf, wofür er unterschrieben hat. Neben Lea Seydoux steht er Craig zur Seite, fordert ihn und verlangt ab. Waltz hingegen macht den Eindruck in einem anderen Film mitzuspielen. Noch eine Bösewicht-Rolle hätte ich ihm jedoch auch nicht zumuten wollen. Er ist ebenso verschenkt wie Bellucci, die Bond in den ersten zwanzig Minuten einfach wegbumsen darf und das war's dann. Leider krass unterwältigend und ganz gehörig fad. Daneben sieht sogar MI5 schnieke aus. 

4/10 

Sonntag, 22. Mai 2016

"Groundhog Day" [US '93 | Harold Ramis]

Argh! Verdammte Ideologie-Kritik! Aber es hilft alles nichts: Wie so viele Filme seiner Dekade durchzieht "Groundhog Day" nicht nur auf der Subtext-Ebene stetig latenter Alltagsfaschismus. Dicke, Alte und Hässliche sind Weirdos, ausschließlich zu Erfüllungsgehilfen der Gags reduziert, cartoon'esk verzerrt und in einer letzten, krönenden Erniedrigung gar auf der buchstäblichen Bühne vorgeführt. Kameramann Larry (gespielt von Strange-guy-Abonnoment Chris Elliott) will keiner haben außer den ausgetrockneten, alten Damen, die ihn für günstig Geld erstanden haben. In solchen Momenten bricht sich ein ganzes Studiosystem Bahn und wie es Menschen sieht und kategorisiert - und Ramis' mangelnde Ambition aus der Prämisse über eine irritierend bieder inszenierte Klamotte irgendetwas herauszuholen. Zweimal verbaut er grässliche Autoverfolgungsjagden zur Streckung, kein einziges Mal scheint er die psychologischen Dimensionen zu erahnen, die hinter allem stehen könnten. Nichts ginge uns doch näher als die alltägliche Kommunikation und die Mechanismen, die uns beherrschen und die ein Laie Tag ein Tag aus für sich studieren könnte. Nichts wäre doch spannender als einem Egoisten dabei zu folgen, wie er nach und nach einen Blick an die Seite wagt und wie sich die Welt plötzlich Fragment für Fragment zu vergrößern beginnt - mit jedem Menschen, den er plötzlich zu sehen beginnt. "Groundhog Day" aber begnügt sich mit dem urkomischen Murray und einer Prämisse, die alle Grenzen zu sprengen vermag, es aber einfach nicht tut. "I always drink to world-peace." 

6/10 

Samstag, 14. Mai 2016

"Room" [CA '15 | Lenny Abrahamson]

In der zweiten Hälfte geht der Film dann das erzählerische Wagnis ein und erzählt von dem, wovon so wenige Filme vor ihm erzählt haben. Wie geht es weiter, wenn man der Gefangenschaft entflohen ist? Wie geht man mit Menschen um, die kaum noch wiederzuerkennen sind und deren Leiden man nicht einmal annähernd nachzufühlen imstande ist? Wie sehr wiegt der Schmerz der Verlassenen in der Relation zu den Entführten? - Zusätzlich zur Konfrontation einer jungen Mutter mit der Welt und der Verantwortung, die sie dort erwartet, thematisiert "Room" die erstmalige Konfrontation eines Jungen mit der Außenwelt und seinen Regeln. Das beinhaltet nicht nur das schwierige Psychogramm einer in Isolation erwachsenen Kinderseele, sondern offenbart auch einen äußeren Blick auf unsere Welt; was sie lebenswert macht, dass sie Angst bereitet, wie groß sie ist und fast endlos scheinend und dass sie Bedeutung dadurch erlangt, ineinander Halt zu finden. Jack hat keine Angst vor Monstern aus dem Kleiderschrank, denn sie existieren nur jenseits der Oberfläche des Fernsehbildschirms. In den Begrenzungen des Rooms und des Kleiderschranks findet er Ordnung und Struktur; etwas, das ihm mit seiner Flucht genommen wird und das er sich zurücksehnt. Und er steht damit nicht alleine in der Welt. Nichtsdestotrotz lag da immer etwas in ihm, das zu Größerem hinauswollte, das im Kopf Wolkenschlösser errichtete und fremde Welten besuchte - oder ganz pragmatisch einen Freund namens Lucky erfand. Abrahamson gebraucht die Palette filmsprachlicher Mittel nicht gerade subtil, aber er setzt an einem komplexen Punkt an und setzt sich gemeinsam mit Drehbuchautorin Emma Donoghue schwierigen Fragen aus, während er nicht das Risiko scheut das Gewicht ihrer Geschichte auf einer jungen Schulter lasten zu lassen. "Room" findet seinen Schlusspunkt konsequenterweise dort, wo er begonnen hat: beim Kern des Traumas, dem es sich auszusetzen gilt, wenn ein neuer Lebensabschnitt begonnen werden soll.

7/10

Montag, 2. Mai 2016

Zuletzt gesehen: April 2016

"Buffy" [US '00 | Season 5] - 6/10

"Buffy" [US '01 | Season 6] - 7/10

"Buffy" [US '02 | Season 7] - 7/10

"The Descendants" [US '13 | Alexander Payne] - 5/10

"Promised Land" [US '13 | Gus van Sant] - 5/10

"Adventureland" [US '09 | Greg Mottola] - 5/10

"Game of Thrones" [US '11 | Season 1] - 8/10

"Game of Thrones" [US '12 | Season 2] - 7/10

"Game of Thrones" [US '13 | Season 3] - 7.5/10

"Game of Thrones" [US '14 | season 4] - 8.5/10

"Game of Thrones" [US '15 | season 5] - 5.5/10

"Deadpool" [US, CA '16 | Tim Miller] - 4/10

"Das Mädchen mit dem Perlenohrring" [UK, LX '03 | Peter Webber] - 6/10