Es gibt viel zu entdecken beim „Babadook“. Zum Beispiel Oedipus - und damit Freud. „I gonna protect you“ flüstert das hysterische „Problemkind“ seiner Mutter ins Ohr und nimmt damit die Rolle des verstorbenen Vaters ein. Nachher unterbricht er sie bei der Selbstbefriedigung und tritt unfreiwillig mit den Gespenstern der Vergangenheit in Konkurrenz – denn sie alle wollen seine Mutter besitzen. Ohnehin: „Babadook“, das Debüt der Regisseurin Jennifer Kent, ist durch und durch durchpsychologisiert. Denn zuvorderst ist es das Psychogramm einer überforderten Mutter, das hier thematisiert wird. Auffallend ist hierbei das beachtliche Maß an inszenatorischer Eigenständigkeit mit der Kent ihre Protagonistin auf ihrer seelischen Reise begleitet. Der flotte Schnitt und die kargen, entrückten Bilder zwängen ein und lassen kaum Platz zum atmen, während man sich mit integrierten Stummfilm-Schnipseln und knarrenden Dielen selbstbewusst oldschool gibt ohne sich der modernen Technik gänzlich zu versperren. Prinzipiell lobenswert lässt sich „Babadook“ zudem bis zur Kehrtwende der Mutter auffällig viel Zeit die Lebenssituation, die Figuren und die Stimmung zu etablieren. Leider ist die Lebenssituation bereits nach fünf Minuten geklärt und weder die Figuren, noch die Stimmung ausreichend inhaltlich unterfüttert. Den Babadook in die Mutterfigur einkehren zu lassen und damit den fürsorglichen Anker zur monstrous feminine zu stilisieren bringt jedoch drive in den Film und beschränkt das Abjekt nicht weiter auf eine gesichtslose Bilderbuch-Fratze. Das sorgt für Spannung und lässt die fragile Mutter-Sohn-Beziehung ganz konkret in einen offenen Konflikt eintreten. Das führt zum schönen Finale und zu einem Kind, das sich dem Bösen stellt, um die Mutter aus ihrer selbst gewählten Lethargie zu befreien - mit feuchter Hose aber breiter Brust. In bester Tradition darf wieder geblutet, gerotzt und geschwitzt werden. Auch der Babadook ist nur Metapher für die Ängste, die einen regieren und muss kathartisch ausgetrieben werden. Nicht revolutionär, aber mit Inbrunst und Stilwillen vorgetragen.
5/10