Wenn es nicht gerade kracht und die Kriegstrommeln trommeln, streichen die Streicher ganz betroffen. Traurige Szenen werden traurig bespielt, spannende Szenen spannend, bei den Gags setzt die Musik aus, um die Pointe hervorzuheben. Filme sind im Sinne des MCU lediglich die Summe funktionaler Bauteile, alles ist vertraglich geregelt, mit Testpublikum vorgekostet. Es geht um alles! Wirklich. Je größer die Bedrohung, desto tiefer die Stimmen und desto finsterer die Mienen. Iron Man wird in diesem epischen Weltenbrand endgültig zum Übermenschen. Seine Charakterentwicklung reicht vom Playboy und Technokraten ohne moralischen Kompass hin zum altruistischen Superhelden und Familienvater mit Landhaus. Coole Socke, krasser Krieger, liebevoller Familienmensch, Anführer, Genie, Märtyrer – alles in einem Paket. Bei aller Schwermut, aller bedeutungsschwangeren Geste fehlt dem Film leider der Mut zur endgültigen Selbstvertrashung, wo Hemsworth und Ruffalo doch ein gutes Stück vorausgehen. Natürlich geht es hier schon lange nicht mehr darum, einen guten Film zu drehen. Dies ist der letzte Meilenstein eines jahrzehntelangen Popkultur-Marathons und eines großen Studio-Projektes, das sich die politischen Befindlichkeiten seiner Zeit und die Mechanismen einer Hype- und Empörungskultur so gut wie keine Filmreihe vor ihr zu eigen und wirtschaftlich profitabel gemacht hat. Ein guter Film ist unter den gegebenen Umständen kaum möglich, nur ein Bewältigen von logistischen Herausforderungen. Jeder schiebt sich einmal in die Manege, winkt einmal in die Kamera, hier ein Audi, dort das Axe Body Spray, und es wird getrauert, weswegen man anfängt, in Tokio Yakuza abzumetzeln, weil das ist Psychologie und hat überhaupt keine Bedeutung mehr abseits einer Bildidee, und es wird viel gelacht, weil sich jemand in den Raumanzug gepinkelt oder man die Referenz versanden hat. Und es darf gestaunt werden, ob der Fähigkeit, trotz 350 Millionen US-Dollar-Budget, keine Sekunde Kinomagie evozieren zu können.