Montag, 26. März 2018

"Harry Potter and the Deathly Hallows – Part 1" [UK '10 | David Yates]

Wenn die Zeit im Raum gefriert: Harry und Hermine tanzen in einem Zelt. Die Musik von Nick Cave and the Bad Seeds bäumt sich auf. Keiner dieser beiden Schauspieler spielt das in diesem Moment ausgestellt bedeutungssschwanger, sondern genau so wie diese Szene gemeint ist: als kleine, tröstliche Enklave des Glücks inmitten weltumspannender Veränderungsprozesse. Das ist ganz große Klasse und zeugt von einem Regisseur, der an weit mehr interessiert ist als den großen Eckpfeilern der Buchvorlage. Es ist sowieso erstaunlich, wie wortkarg dieser erste Teil des großen Franchise-Finales bisweilen durch seine hoffnungslos gewordene Welt reist. Ständig müssen Harry, Ron und Hermine damit rechnen, verraten zu werden; der Horkrux hat zu allem Überfluss auch noch ähnliche Effekte wie jener Ring, der einst Frodo und Sam eine beschwerliche Reise bereitete; auch er sät Zwietracht und Misstrauen zwischen Menschen, die doch eigentlich Freunde sind und wiegt schwer als Last, die es zu (er-)tragen gilt, wenn man die Kräfte des Bösen zurückzudrängen versucht. Yates scheint zuvorderst an der Beziehungsstruktur des zentralen Trios interessiert zu sein und thematisiert immer wieder die Bürde Potters, der Auserwählte zu sein, aber auch der Eifersucht anderer darüber, es nicht sein zu können. Für eine Buchadaption nimmt sich Yates viel unbesprochenen Raum, stattdessen wird vieles rein visuell miterzählt - abseits von den erwartbaren "schönen" Bildern irgendwelcher Landschaften vom Ende der Welt. Nein, wird haben es hier mit einem Regisseur zu tun, der wirklich Lust hat auf seine Figuren und ihre Spannungsfelder. Nur ganz selten wird der zurückhaltende Score von Desplat bemüht - etwa in den kurzen, unvermittelt einsetzenden Gefechtssituationen, die überhaupt keine Anstalten machen, irgendwelchen ominösen Erwartungen an eine festgeschriebe Dosis Spektakel nachzukommen. Der Film ist von einer stetig präsenten Hoffnungslosigkeit durchzogen, weil er sich in der komfortablen Situation wiederfindet, eben nur das Vorspiel zu einem großen Finale liefern zu müssen. Insofern kann man der Entscheidung, das letzte Buch in zwei Teile zu untergliedern, nur begrüßen, hat es uns doch diese wunderbare filmische Anomalie beschert.

Sonntag, 18. März 2018

"Harry Potter and the Half-Blood Prince" [UK '09 | David Yates]

Tatsächlich der beste Teil der Reihe und das nicht einmal nur wegen seines tollen emotionalen Finales. Fast alle Figuren der Filme bekommen hier mehr Profil: Dumbledore und dessen detektivische Suche nach einem Erinnerungsfragment vertieft die Mentor-Schüler-Beziehung zu Potter, der eigentlich stets doof-platte Bully Draco trägt einen glaubwürdigen Gewissenskonflikt durch den Film und Snapes Geheimnis wird angedeutet, ohne es endgültig aufzulösen. Auch die vielen romantischen Anbahnungen stören nicht, im Gegenteil: so passiert zumindest mal etwas zwischen den sonst so blassen Hogwarts-Schülern. Das wird zum Beispiel am neuen Love Interest Ginny sichtbar, die anders als die eher devote Cho die Rolle einer Verführerin einnimmt. Yates scheint in seinem zweiten Beitrag zum Universum ziemlich genau zu wissen, wohin er mit den Filmen gehen möchte und malt die Welt zunehmend in Grautönen - das passt und mutet bisweilen so an, als erstarrten die Bilder zu Gemälden. Sogar das sinnlose Quidditch sieht nicht mehr komplett beschissen aus. „Der Halbblutprinz“, der auch sogleich die interessanteste Figur der Vorlagen zum Titel hat, macht auch endlich unmissverständlich klar, was in der Bedrohung durch Voldemort und seine Gefährten alles auf dem Spiel steht. Der Film endet damit auf einer ähnlich düsteren Note wie seinerzeit „Revenge of the Sith“, der mit dem Untergang einer freien Weltordnung die Grundlagen für die aufkommende Rebellion gelegt hatte.

Mittwoch, 14. März 2018

"Das Mädchen mit dem Perlenohrring" [US, UK, LX '03 | Peter Webber]

[...] Im abgeschlossenen Raum des Ateliers scheint der Determinismus der Ständegesellschaft für wenige Augenblicke überwunden. Die Kunst legitimiert die Begegnung der Schichten nicht nur, sie stellt auch den Raum der Begegnung bereit. Sie erlaubt die Aufhebung der Distanz, die im Hausflur noch gewahrt werden muss. Asymmetrisch bleibt die zärtlich geschilderte Beziehung zwischen Vermeer und Griet natürlich dennoch: Stand und Geschlecht sind selbst im Prozess des Kunstschaffens nie ganz vergessen; Vermeer ist der Malende, Griet die Gemalte. Sein Blick bestimmt ihre Repräsentation. Die Kunst kann die Konventionen seiner Zeit vielleicht kurzzeitig beiseiteschieben, bleibt aber gleichzeitig immer in ihnen verhaftet. Für Griet besteht die Aussicht, Wissen über das Kunsthandwerk zu erlangen, das ihr sonst verwehrt blieb. Die Begegnung mit Vermeer erlaubt ihr einen alternativen Blick auf die Welt, den sie niemals einnehmen darf. „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ ist deshalb sicher kein Ausdruck einer Fremdermächtigung, sondern eher einer großzügigen, paternalistischen Geste. Und doch manifestiert sich gerade dort das Phantasma, dem ein ganz ungeheurer Wunsch zugrunde liegt: die Auflösung der Ständegesellschaft und damit all jener Barrieren, die die Berührung verhindern.

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Dienstag, 6. März 2018

"Harry Potter and the Prisoner of Azkaban" [UK '04 | Alfonso Cuarón]

Den bereits im Vorgänger aufkommenden, und logischerweise den Vorlagen geschuldeten, düsteren Grundtenor intensiviert "The Prisoner of Azkaban" weiter, bereichert die Reihe aber darüber hinaus mit vielen klugen Entscheidungen. Cuarón lässt den Schauspielern grundsätzlich mehr Zeit, indem er Einstellungen schlichtweg länger laufen lässt, statt sie wie die Vorgängerfilme andauernd mit Reaction-Shots oder Stellvertreter-Staunen zu malträtieren. Das entspannt den Film nicht nur rein strukturell, sondern spielt vor allem den jungen Schauspielern zu, die hier nochmal einen deutlichen Sprung im  Vergleich zu den Vorgängerfilmen machen. Mit Professor Lupin (verkörpert vom wundervollen David Thewlis) kann der Film zudem eine der interessanteren Figuren des Potter-Kosmos inszenieren und gibt diesem folgerichtig viel Raum. Dessen Konfrontation mit seinen eigenen Dämonen koppelt sich dabei sinnig mit den aufkommenden adoleszenten Ängsten seiner Schüler. Dass das wendungsreiche Finale diesen erst zum Bösewicht und dann zur tragischen Figur umdichtet, erscheint da nur logisch. Dass auch „The Prisoner of Azkaban“ - wie jeder andere Twist-intensive Film - mit jeder neuen Sichtung (spätestens nach der zweiten) eher verliert, denn gewinnt, liegt wohl einfach in der DNA der Geschichte, die immerhin den gröbsten Zeitreise-Paradoxien gekonnt aus dem Weg geht.

Samstag, 3. März 2018

Zuletzt gesehen: Februar 2018

"Menschen am Sonntag" [DE '30 | Curt Siodmak & Robert Siodmak] - 4/10
 
"A Bronx Tale" [US '93 | Robert De Niro] - 5/10

"Attack on Titan" [JP '17 | Season 2] - 5/10

"The Marvelous Mrs. Maisel" [US '17 | Season 1] - 7/10

"Hell or High Water" [US '16 | David Mackenzie] - 5/10

"Night Moves" [US '13 | Kelly Reichardt] - 5/10

"Papa Gold" [DE '11 | Tom Lass] - 6/10

"Kaptn Oskar" [DE '13 | Tom Lass] - 6/10

"Baby" [DE '02 | Philipp Stölzl] - 5/10

"Wicked City" [JP '87 | Yoshiaki Kawajiri] - 6/10

"The Shape of Water" [US '17 | Guillermo del Toro] - 6/10

"Three Billboards Outside Ebbing..." [US '17 | Martin McDonagh] - 6/10

"Harry Potter and the Sorcerer's Stone" [UK '01 | Chris Columbus] - 6/10

 "Harry Potter and the Chamber of Secrets" [UK '02 | Chris Columbus] - 4/10

"Mission: Impossible" [US '96 | Brian De Palma] - 5/10

"Bad Banks" [DE '18 | Staffel 1] - 5/10