Äußerst schade. Jackson erweist sich
zwar einmal mehr als begnadeter Handwerker, aber eben einer mit dem
Holzhammer bewaffnet. Ein Ärgernis ist das, betrachtet man hier so
manche Sequenz, die in ihrer Qualität mit dem Gesamterzeugnis „In
meinem Himmel“ so gar nichts gemein hat. Auch ärgerlich, weil sich
Jackson nach vier epischen Leinwand-Abenteuern endlich einmal wieder
jener kleineren Sorte Film widmet, die er schon vor seiner Abkehr vom
Fun-Splatter hin zum vorbildlichen Literatur-Adapteur so erstklassig
zu erschaffen wusste („Heavenly Creatures“).
Denn so wirklich wird man das Gefühl
nicht los, dass Jackson der Abschied von großem Bombast- und
Effekt-Kino doch merklich schwerer fällt, als zunächst angenommen.
Dabei scheint doch gerade der Stoff, der sich dem Neuseeländer mit
dem Roman Sebold's bietet, prädestiniert für einen Regisseur, der
Schauspieler schon immer zu Höchstleistungen anzutreiben imstande
war und selbst inmitten phantastischer Schlachtgemälde nie den Sinn
für leise Emotionen verlor (Sam & Frodo), zumal er seit jeher
ein Kind Spielberg's war, was er mit einigen großartigen Sequenzen
in der Nebel-durchfluteten Vorstadt-Idylle abermals unter Beweis
stellt.
Das Problem Jackson's ist diesmal ein
ganz anderes und es überrascht dies gerade jenem Mann anzukreiden,
der selbst in überbordendem Bombast-Kino noch immer auf der Suche
nach ganz wahrhaftigen Emotionen war: „In meinem Himmel“ fühlt
sich falsch an. Es fällt schwer sich in diese synthetischen
CGI-Welten einer überraschend schmierigen „Alice im
Wunderland“-Version fallenzulassen, ebenso wie sich das leider viel
zu oft in Kitsch verlierende Drehbuch dem Eindruck platter
Manipulation erwehren kann.
Umso störender ist das, weil es Jackson durchaus zuzutrauen wäre, einen solchen - prinzipiell spannenden und gerne auch sentimentalen - Stoff adäquat und fernab filmischer Brechstangen-Methoden auf die Leinwand zu übertragen.
Stattdessen macht sich vor allem der offenbar bewusst übermäßige Gebrauch von künstlichen Computer-Animationen
bemerkbar, bügelt dieser doch fast gänzlich jeden psychologischen
Reiz aus einer erzählenswerten Geschichte und interessanten
Figurenkonstellationen; zumal mit der faszinierenden Saoirse
Ronan und einem repressiv-fiesen Stanley Tucci ein überaus
fähiger Cast zur Verfügung stand.
Gerne würde man Jackson also für
dessen imponierende Hemmungslosigkeit mit Mut zum ausladenden
Gefühlskitsch belohnen, aber es ist immer etwas zu viel, etwas
zu gewollt und zu konstruiert, als dass man diesen Film lieben könnte.
Er versäumt es zwischen einer handwerklich hochklassigen Umsetzung
der Vorlage auch gleichzeitig die Emotionen, die hier viel zu oft
aufdringlich heraufbeschworen werden sollen, zu vermitteln. „In
meinem Himmel“ verliert sich in der generischen Aneinanderreihung
möglichst emotional aufgeladener Zeitraffer-Montagen und
schwülstigem Esoterik-Gefasel.
Und dabei hat Jackson doch so viel mehr
zu bieten. Dabei kreiert er doch selbst hier, gemeinsam mit seinem
exzellenten Cast und einem einmaligen Gespür für Spannung und
Timing, einige ganz memorable Momente. Etwa jenes, vor Spannung fast
berstendes Vier-Augen-Gespräch in der erdig-leuchtenden Hölle, dem
anschließenden Akt des Zerstörens, der viel wirksamer außerhalb
unseres Blickfeldes von statten geht und dessen zügellose Brutalität
sich uns erst in der Präsentation einiger, von blutigem Matsch
verhangener Klamotten offenbart.
Oder der Eintritt in die Zwischenwelt,
als das später folgende Bonbon-Universum in diesem fiesen, leisen
Vorstadt-Thriller noch undenkbar schien und welcher in der
Badezimmer-Szene nicht zufällig und ganz konkret an Frodo's fatale
Begegnung mit den fünf Ring-Geistern auf der Wetter-Spitze erinnert.
Es sollen bis zuletzt die stärksten Szenen bleiben und vielleicht haben wir
einen der letzten, großen Geschichtenerzähler Hollywoods nun
endgültig an den Bombast von Mittelerde verloren. Es wäre schade
drum, äußerst schade.
5/10