"I will put a
thousand songs in your pocket." - Ohne Zweifel: Aaron Sorkin's
Film. Dreimal. Dreimal hinter der Bühne im Visier messerscharfer
Drehbuchseiten, dreimal verworren in den Wirren alltäglicher und
dann doch wieder ganz außer-alltäglicher Kommunikation, dreimal
Vater und Tochter im Dialog und die Suche nach einer Regung, die
hoffen lässt, dass einer, der sich allem zu entziehen sucht, endlich
einmal dem Risiko aussetzt gemocht zu werden. Dieser außergewöhnlich
geschriebene, vom großen Danny Boyle punktgenau arrangierte Film
setzt sich wiederum dem Risiko aus, seine Prämisse als
Marketing-förderliches Gimmick zu enttarnen, nur um dann
Theater-haftes, atemloses Schauspielerkino von der Leine zu lassen.
Und Sorkin bringt mir eine intellektuelle, getriebene Figur nahe,
weil er sie immer wieder auf Zuneigung stoßen lässt. Fast
irrelevant ist es dabei, ob es sich bei dieser Figur nun um Steve
Jobs handelt oder nicht, oder ob sie einem realen Äquivalent
entsprochen hätte. "Steve Jobs" schafft die Bereitschaft
sich dieser Figur und ihren Wort-Salven zwei Stunden lang
auszusetzen, nur um eine Gelegenheit zu bekommen, sie einmal anders
erleben zu dürfen, als sie sich ihrem Arbeitsumfeld gibt. Und
Michael Fassbender spielt das Apple-Genius so nuanciert, so
scharfkantig und kalt, dass man die Suche nach dem Herz in der
Maschine zu keiner Sekunde bereut.
Sonntag, 26. Juni 2016
Sonntag, 19. Juni 2016
"Kurt Cobain: Montage of Heck" [US '15 | Brett Morgen]
Die Zeichentrick-Passagen,
die von Cobain selbst über Interview-Ausschnitte erzählend
begleitet werden, machen etwas her und dessen früheste
Lebensstationen neu erfahrbar. Und im Gegensatz zu den repetitiven
Montagen von Lyrik-Fragmenten und vollgekritzelten Notizblöcken zum
frühen Punk-Schnodder der Band wird's damit auch nicht übertrieben.
Im Vorfeld warb HBO ja vor allem damit, nun endlich die erste gänzlich autorisierte Dokumentation zum
Nirvana-Genius produziert zu haben, die zusätzlich dazu (und in Übereinstimmung mit der Cobain-Familie) erstmals
gezeigtes Videomaterial aus den Privatarchiven enthalten sollte. Nach
der Sichtung habe ich jedoch nicht das Gefühl etwas gesehen zu
haben, das für meine Augen bestimmt war. Nicht, dass die privaten
Aufnahmen von Cobain, Courtney Love und ihrem späteren Kind Frances
keinen Einblick in dessen Charakter gewährten. Sicherlich mag es
aufschlussreich sein, für manchen Fan gar tröstend, seinem Idol noch
einmal so nahe sein zu können, gleichzeitig liegt in dem Bestreben,
jedes Detail des Privatlebens einer Person aufdecken zu wollen auch
ein kleines Mosaik jener Gründe begraben, die Cobain 1994 in den
Freitod trieben. Wer wirklich etwas über Nirvana und ihren
Frontmann erfahren möchte, sollte vielleicht doch lieber ihre
Songtexte studieren und sich ein weiteres Mal Live in New York gönnen. Da gibt es diesen intensiven Moment in Where Did You Sleep
Last Night, in dem Kurt Cobain nach Atem ringt und die stahlblauen
Augen für einen Augenblick aufblitzen. Da ist alles, was er
preisgibt – einen einzigen Blick.
6/10
Freitag, 3. Juni 2016
"Kumiko, the Treasure Hunter" [US '14 | David Zellner]
Eine todtraurige Geschichte von einer
suchenden, einsamen Person nach Erlösung. Ihre Flucht ist von langer
Hand geplant, um den Erwartungen, die an sie gestellt werden und der
fremdgesteuerten Welt, die sie umgibt, endgültig zu entfliehen.
Dafür gibt sie sich einer Illusion hin, wird zur Schatzjägerin und
bleibt immer in Bewegung, damit sie das, was sie zurückgelassen hat,
nicht wieder einholt. Es ist eine faszinierende Idee diese Flucht und
Emanzipation an „Fargo“ entlang zu erzählen, fängt Zellner doch
nicht nur die Eiseskälte, sondern zuvorderst die verschrobenen,
freundlichen Figuren des Coen-Klassikers ein. Trotzdem erzählt
„Kumiko, the Treasure Hunter“ mehr über das Land, aus dem
Kumiko geflohen ist, statt jenes, in das sie schlussendlich flieht.
Durch den Telefonhörer schwappen Vorhaltungen und
Erwartungshaltungen, die ihr aufzeigen sollen, wie ein Leben zu sein
hat und wie nicht, im Büro des Chefs schaut die alte Elite müde auf
die Straßen unter sich, drängt bereits auf jene, die nachkommen.
Für alle außerhalb des Lebensentwurfes der Mehrheit bleibt keine
Zeit, schon gar nicht in der Hochleistungsgesellschaft Japans. Film
fungiert einmal mehr als eskapistischer Exit aus dem Stimmengewirr
besorgter Mütter und gesellschaftlicher Entsprechungen, denen man
womöglich überhaupt nicht beizukommen versucht. Für Kumiko bleibt
nur die Flucht, und schlussendlich die Erlösung im Tod.
6/10
Zuletzt gesehen: Mai 2016
"Kid-Thing" [US '12 | David Zellner] - 6/10
"Captain America: Civil War" [US '16 | Anthony & Joe Russo] - 4/10
"Thor: The Dark World" [US '13 | Alan Taylor] - 2/10
"The Messenger: The Story of Joan of Arc" [FR '99 | Luc Besson] - 2/10
"The Leftovers" [US '14 | Season 1] - 5/10
"A Nightmare on Elm Street" [US '84 | Wes Craven] - 3/10
"The Cabin in the Woods" [US '11 | Drew Goddard] - 4/10
"The Invitation" [US '15 | Karyn Kusama] - 6/10
"The Equalizer" [US '14 | Antoine Fuqua] - 5/10
"About Time" [UK '13 | Richard Curtis] - 5.5/10
"Idiocracy" [US '06 | Mike Judge] - 1/10
"Lucifer Rising" [US, UK, DE '72 | Kenneth Anger] - 6/10
"Love" [US '16 | Season 1] - 3/10
"Excalibur" [UK, US '81 | John Boorman] - 4/10
"Horace and Pete" [US '16 | Louis C.K.] - 7/10
"Zootopia" [US '16 | Byron Howard & Rich Moore] - 4/10
"Coffee and Cigarettes" [US '03 | Jim Jarmusch] - 7/10
"Dead Man" [DE, JP, US '95 | Jim Jarmusch] - 5/10
"The Grand Budapest Hotel" [DE, UK, US '14 | Wes Anderson] - 6/10
"Captain America: Civil War" [US '16 | Anthony & Joe Russo] - 4/10
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