Sonntag, 28. Juli 2013

"The Wire" [US '02 | Season 1]

Am Ende werden die Drogen weiterhin Hände-reichend vertickt, sind die kleinen und großen Fische immer noch da draußen, warten auf das ganz große Geld oder planen eifrig das profitable Comeback. Das Leben dreht sich weiter. Das eng verzahnte System dreht sich weiter. Baltimore dreht sich weiter. Und fast scheint es so, als hätte das Team um Detective McNulty das Drogen-Karussell lediglich etwas aus seiner unbeständigen Ordnung geworfen, ein wenig an der Oberfläche gekratzt, hinter der sich die wahren, kriminellen Strukturen verbergen. Die Gewinnkette führt bis nach ganz Oben, bis in die Spitze, bis in die eigenen Reihen. Vermutlich. Die Welt in Season 1 als einen Mikrokosmos zu begreifen liegt also nahe. Das große Ganze, die gesamten Ausmaße, alle Hebel in Bewegung setzenden Protagonisten in diesem ambivalenten Spiel um Geld und Macht haben wir noch nicht kennengelernt. Die Kaffee-saufenden Workoholics, die Kellerkinder auf der Polizei-Wache, das herrlich bunte Figurenkabinett des „The Wire“-Teams aber kennen wir nun. Und die „Niggers“ (rassistisch?) aus der Hood, von ganz Oben bis nach ganz Unten, vom Laufburschen zum Family-Leader. Die Gewinner und Verlierer. Die Verbindungen und Zusammenhänge. Das „Game“. Die Regeln. Den Kosmos einer hochinteressanten Serie.  

7/10

Sonntag, 21. Juli 2013

"True Grit" [US '10 | Ethan & Joel Coen]

Was läge nach all den Zitaten, Verneigungen und schließlich dem Quasi-Western „No Country For Old Men“ näher, als sich einfach ganz konkret in jenem Genre zu verewigen, welches sowieso schon seit einigen Jahren ein beachtliches Revival feierte und das Schaffen der Coens seit jeher – mal mehr oder weniger konkret - begleitete. Mit „True Grit“ bereiten sich nun also auch die Meister lakonischer Gauner-Balladen ihr ganz konkretes Debüt im Western-Genre - mit bewährter Lakonie, alten Freunden (Duderino) und einer Entdeckung.

Hailee Steinfeld (damals 13 bzw. 14 Jahre alt) ist weniger eine schauspielerische Sensation, als schlichtweg die Rettung für diesen Film. Dem Konservatismus der Coens fügt die erfrischend authentische Nachwuchs-Darstellerin nämlich ein ganz entscheidendes Element hinzu: Innovation. Die emanzipatorische Entschlossenheit eines naiven Teenagers bewahrt „True Grit“ vor der Beliebigkeit und macht zudem den ganz besonderen Reiz dieses (Anti-)Western aus: Wie der avantgardistische Geist folgender Moderne fegt Mattie durch bekannte Western-Motive, ringt sogar den Bösewichten ein respektvolles Kopfnicken ab und sorgt inmitten rauer Western-Tage für ein ungewohntes Maß an Empathie.

Dies gipfelt schließlich in einem rührenden Post-Showdown, wenn Bridges (von kauzig bis seltsam ungreifbar) wie ein besorgter Vater alles für die Errettung der jungen Protagonistin tut. Mit „True Grit“ erhält der Humanismus wieder Einzug in ein Genre, das sich nur allzu gerne mit dem Ausstellen bekannter Motive und konservativer Rollenvorstellungen begnügt oder gar das Zitat eben jener künstlerischen Stagnation in den unverdienten Mittelpunkt rückt. Auch die Coens speisen sich sowohl aus bekannten Plot-Versatzstücken, als auch aus einer selten packenden, dramaturgischen Struktur und treten narrativ ein ums andere Mal gehörig auf der Stelle.

Der immer öfter seltsam angeklebt wirkende (Slapstick-)Humor fällt zusätzlich auf, während gerade Damon als herrlich gegen den Strich besetzter Texas-Ranger überaus positiv aus der Reihe tanzt. Finanziell wurde diese fehlende – und womöglich auch überhaupt nicht angepeilte – Weiterentwicklung mit Rekordeinnahmen belohnt, künstlerisch bleibt „True Grit“ weitgehend bedeutungslos. Trotzdem: Als Unterhaltungs-Produkt funktioniert auch dieser Coen fast ausnahmslos und ist selbstverständlich etwaigen Krawall-Alternativen vorzuziehen.

5.5/10

Dienstag, 16. Juli 2013

"The Graduate" [US '67 | Mike Nichols]

Eine Generation im Schwebezustand; und auf der Suche: nach einem Sinn, einer Bestimmung oder zumindest einem Weg. Dem sexuellen Reifeprozess als Ausdruck aufstrebender Rebellion folgt alsbald ein spiritueller, dem Ausbruch aus dem Vorstadt -Paradies als Metapher für den Wandel einer ganzen Gesellschaft folgt die offene Eskalation unter Gottes Pforten. Der Revision einstiger Konventionen folgt ein Sturm der Entrüstung, ein Aufschrei der geplatzten Träume, bitteren Schicksale und enttäuschten Affären. Eine Revolution in zwei Akten. Ein Film über Jugend und Zukunft; und darüber orientierungslos zu torkeln, zu schwanken und zu zweifeln. Ein Film über das Verloren-Sein und Überfordert-Sein, über das naive Streben nach Geistern, das Unverständnis und natürlich auch über die Liebe. Ein so warmer, herzlicher Film voller Symbolkraft und eruptiver Rauschzustände. Voller Rasanz und Wahrhaftigkeit. Ein unsterblicher, für ewig zeitloser Film über das Erwachsen-Werden und damit über einen jeden von uns. Wohl auch das, was man einen Klassiker nennt.

9/10     

Freitag, 12. Juli 2013

"E.T." [US '82 | Steven Spielberg]

Lieber E.T., sie fehlen mir, all die Erinnerungen und Bilder an frühe, unbeschwerte Kindertage, die an dieses Nebel-durchflutete, sich ganz und gar einer kindlichen Perspektive verschreibende Abenteuer gekoppelt sind und dieses unvergleichliche Eintauchen in die eigene Vergangenheit ermöglichen; ins Kinderzimmer, in die Schatz-Truhe, einfach zurück. Und doch ist die Kraft dieses liebevollen, warmen Filmes nicht zu leugnen, der orchestrale Klangteppich, der macht, dass du dich geborgen fühlst oder die wunderbaren Kinderdarsteller. Wie gerne würde ich auch dich – E.T. - in mein Herz schließen, einkleben ins Fotoalbum, direkt neben die Sterne-Saga, mit dir Kind sein und ein wenig nostalgisch werden. Nur leider sind wir uns nie begegnet, kamst einfach zu spät, warst nicht da. Ich schätze dich, aber Kind kann ich bei dir nicht sein.  

6/10

Montag, 1. Juli 2013

Zuletzt gesehen: Juni 2013

"Transformers - Die Rache" [US '09 | Michael Bay] - 4/10

"Olympus Has Fallen" [US '13 | Antoine Fuqua] - 4/10

"Play It Again, Sam" [US '72 | Herbert Ross] - 6.5/10

"Tucker & Dale vs Evil" [CA '10 | Eli Craig] - 4/10

"Im Schatten der Wälder" [FR '03 | Gillaume Nicloux] - 5.5/10

"Game of Thrones" [US '13 | Season 3] - 8/10

"Star Trek IV: The Voyage Home" [US '86 | Leonard Nimoy] - 6.5/10

"Star Trek V: The Final Frontier" [US '89 | William Shatner] - 5/10

"Star Trek VI: The Undiscovered Country" [US '91 | Nicholas Meyer] - 5.5/10

"Star Trek VII: Generations" [US '94 | David Carson] - 6/10

"Star Trek VIII: First Contact" [US '96 | Jonathan Frakes] - 6.5/10

"Spider-Man" [US '02 | Sam Raimi] - 7.5/10

"Spider-Man 2" [US '04 | Sam Raimi] - 7/10

"Spider-Man 3" [US '07 | Sam Raimi] - 8/10

"Hush" [UK '09 | Mark Tonderai] - 3/10

"Bube Dame König GrAs" [UK '98 | Guy Ritchie] - 4/10

"Und täglich grüßt das Murmeltier" [US '93 | Harold Ramis] - 7/10

"Die etwas anderen Cops" [US '10 | Adam McKay] - 5/10

"Moonlight Mile" [DE, NL, US '02 | Brad Silberling] - 7/10

"Friday the 13th" [US '80 | Sean S. Cunningham] - 5/10

"Night of the Living Dead" [US '68 | George A. Romero] - 7/10

"Nosferatu, eine Symphonie des Grauens" [DE '22 | F.W. Murnau] - 7/10