Am Ende werden die Drogen weiterhin
Hände-reichend vertickt, sind die kleinen und großen Fische immer
noch da draußen, warten auf das ganz große Geld oder planen eifrig das
profitable Comeback. Das Leben dreht sich weiter. Das eng verzahnte
System dreht sich weiter. Baltimore dreht sich weiter. Und fast
scheint es so, als hätte das Team um Detective McNulty das
Drogen-Karussell lediglich etwas aus seiner unbeständigen Ordnung geworfen, ein
wenig an der Oberfläche gekratzt, hinter der sich die wahren,
kriminellen Strukturen verbergen. Die Gewinnkette führt bis nach
ganz Oben, bis in die Spitze, bis in die eigenen Reihen. Vermutlich.
Die Welt in Season 1 als einen Mikrokosmos zu begreifen liegt also
nahe. Das große Ganze, die gesamten Ausmaße, alle Hebel in
Bewegung setzenden Protagonisten in diesem ambivalenten Spiel um Geld
und Macht haben wir noch nicht kennengelernt. Die Kaffee-saufenden
Workoholics, die Kellerkinder auf der Polizei-Wache, das herrlich
bunte Figurenkabinett des „The Wire“-Teams aber kennen wir nun.
Und die „Niggers“ (rassistisch?) aus der Hood, von ganz Oben bis
nach ganz Unten, vom Laufburschen zum Family-Leader. Die Gewinner
und Verlierer. Die Verbindungen und Zusammenhänge. Das „Game“.
Die Regeln. Den Kosmos einer hochinteressanten Serie.
7/10