„Orphan“ reiht sich so vollkommen
nahtlos, ganz ohne Ecken und Kanten, ohne Regung und Widerstand,
völlig enthemmt und befreit von jeden weiteren, über Grenzen
hinausreichenden Ambitionen in eine viel zu lange Liste von Filmen
ein, die man gemeinhin auch als bewährte Genre-Kost zu bezeichnen
pflegt; jene Filme also, die doch so kokett und gewissenhaft die
Mechanismen und Klischees eines Genres spazieren tragen, das wie kein
zweites mit dem billigen Plagiat zu kämpfen hat; ja sie sogar ganz
gerne aufpoliert ausstellt und hier und da eifrig mit den Momenten
des Herzkaspers zu jonglieren gedenkt.
Man könnte diese Symptome akuter
Ideenarmut natürlich auch mit Traditionsbewusstsein übersetzen
und „Orphan“ somit in eine liebevolle Hommage, eine herzliche,
kleine aber feine Verbeugung vor den großen Brüdern und Schwestern
seines Genres. Man kann die zum gefühlt tausendsten Male bemühten
Handlungsverläufe und Wendungen, inklusive all seiner sensationell
bekloppten Figuren aber auch einfach nur zum Kotzen finden und das
schmierige Streber-Grinsen eines Genre-Beitrages ohne Ideen und
Inspiration, ohne Kreativität und Eier am liebsten aus seiner
hässlichen Fratze wischen wollen.
Viel zu schnell verliert „Orphan“
nämlich an ganz entscheidenden Stellen an Wirkung und die Figuren an
Glaubwürdigkeit. Ganz besonders schlimm hat es Peter Sarsgaard's
grottig geschriebene Idioten-Rolle getroffen, dessen Figurentod dann
auch eher einer Erlösung gleichkommt, denn einem Schock, den es in
dieser kopierten Kopie, diesem „soliden Genre-Beitrag“, diesem
Brachland filmischen Einfallsreichtums sowieso nicht mehr zu finden
gibt. Viel zu sehr gibt man sich mit der Wiederverwertung bekannter
Motive (sie will doch nur mal anständig gevögelt werden) und alter
Kniffe (einfallslose Eingangs-Sequenz) zufrieden. Viel zu selten
macht „Orphan“ auch nur einen Anstand etwas über die Grenzen
seines Genres hinaus entdecken zu wollen. Und viel zu oft torpediert
die besondere Dummheit von Plot und Figuren die aufkommende
Atmosphäre.
Empathie will man für diesen
hirnverbrannten Haufen naiver Ehemänner und larmoyanter Ehefrauen,
angenehmer Kinder und manipulativer Gothic-Gören sowieso nicht
empfinden. Als sei es vermessen, ein gesundes Maß an
Nachvollziehbarkeit in den Handlungen bedrohter Figuren zu erwarten,
als sei es eine Sache der Unmöglichkeit Klischees abzustellen ohne
der Wirkung solcher Filme abträglich zu sein und als hätten wir
nicht schon genügend dieser Filme, die nicht müde werden den
ewig-gleichen Genre-Ritus bis zur Besinnungslosigkeit
durchzuexerzieren.
4/10