Mittwoch, 11. Januar 2012

"Candy" [AU '06 | Neil Armfield]

Dan und Candy sind das perfekte Paar. Sie ist eine talentierte Malerin aus gutem Hause und er ein begabter Dichter. Sie sind attraktiv und unzertrennlich, jedoch haben beide ein Problem: Sie sind Heroin-abhängig...

Ohne die Melodramatik eines Aronofsky oder die abgefahrenen Rauschzustände eines Gilliam, legt "Candy" den Fokus in erster Linie auf seine überzeugenden Darsteller, auf die Momente, in denen Ledger seine leeren Dialogzeilen vor sich her-nuschelt, Cornish vor Schmerzen die Zähne zusammenbeißt, um im nächsten Moment dem Wahnsinn zu erliegen und das gemeinsame Leben zweier verzweifelter Menschen. 

"Candy" kommt dabei jedoch gänzlich unspektakulärer daher, als viele seiner Genre-Kollegen. Natürlich ist auch Armfield's dritte Regiearbeit dennoch nicht davor gefreit die Genre-typischen Stationen abzuarbeiten: Von der berauschenden Anfangszeit mit überwältigenden Rauschzuständen, zu den ersten Geldproblemen und Prostitution, bis hin zum kalten Entzug und letztendlicher Fehlgeburt ist alles dabei, was einen Drogenfilm auszumachen hat. Mit einem Unterschied: Man kauft es Armfield ab. 

Ledger und Cornish spielen wie füreinander geschaffen, füllen mit ihren intimen Blicken, ihren trivialen Alltagsgesprächen, ihren banalen Streitereien und ihren stillen Momenten die gesamte Laufzeit mit einer beeindruckenden Intensität. Wo bei "Requiem for a Dream" die Darsteller dem künstlerischen Konzept des Regisseurs untergeordnet wurden, bietet Armfield seinen Darsteller eine sorgfältig vorbereitete Plattform und gibt stillen Emotionen den Vorrang vor übersteuerten Rauschdarstellungen oder fetzigen Schnitten. 

Drogen spielen in "Candy" trotz seines inflationären Auftauchen nur eine Nebenrolle. Stattdessen beobachten wir zwei Menschen beim Scheitern, nur um im darauffolgenden Moment den nächsten Fehler zu erahnen. Armfield begeht jedoch nicht den Fehler uns mit konstruiertem Optimismus zu vertrösten, sondern zeigt uns ohne auf den filmischen Klimax aus zu sein, die letztendlichen Konsequenzen ihres Tuns auf, welche im Endeffekt weitaus schmerzlicher sind, als wir zu erahnen imstande sind. 

Und doch muss sich "Candy" am Ende des Tages den Vorwurf gefallen lassen, nicht über die Stringenz zu verfügen, wie viele erfolgreiche Genre-Kollegen. "Candy" fehlt es bei all seiner emotionalen Tiefe an einem sprichwörtlichen roten Faden, an einem einschlägigen Konzept, das fortwährend mitzureißen vermag. Über die gelegentlich auftretenden Längen trösten jedoch die durchweg überzeugenden Darsteller und einige großartige Momente hinweg, sodass "Candy" ohne Zweifel in den Kreis der besseren Genre-Vertreter gezählt werden sollte.

7/10

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