Was für ein schmuddeliger Drecksfilm!
Die Mauer fällt und eine Metzger-Familie dreht am Rad. Ein Film, der
trotz seiner klaren zeitlichen Verortung, wie aus der Zeit gefallen
scheint – jeder Zeit. In seinen besten Momenten erinnert
Schlingensief's inkohärentes Wende-Massaker an die experimentellen
Frühwerke eines David Lynch, in seinen schwächsten an eine
Talent-befreite Schüler-Produktion auf Speed. Die referierten
Vorbilder - von „Psycho“ bis zum Titel-gebenden Texas-Massaker –
sind aber immer präsent, die Figuren entfesselte Marionetten, denen
der Wahnsinn als Bestandteil dieses Alptraum-haften, surrealen Kosmos
ins Blut-verschmierte Gesicht geschrieben steht. Manche Szenen
scheinen zum Teil unzusammenhängend hintereinander aufgereiht.
Deutsches Stinkefinger-Kino, das so laut fuck you schreit und
benommen mit der Kettensäge hantiert, dass man kurzzeitig jubeln
möchte. Kino, dem egal ist, was man von ihm hält und dessen
Schauspieler so herrlich selbstbesoffen von einem Extrem ins nächste
torkeln. „Das deutsche Kettensägenmassaker“ aber – und das
sollte man nicht vergessen – ist auch Genre-Kino. Deutsches
Genre-Kino. Einer dieser raren, so verdammt raren Filme aus unserem
Land mit einer ordentlichen Portion Eiern, die aus ihrer Leidenschaft
für den großen Bruder aus Übersee keinen Hehl machen und sich
trotzdem eine nationale Identität bewahren. Einfach sensationell
bekloppter Scheiß. Laut, konfus, blutig, schlecht, einzigartig. Ein
Metzger-Film eben.
6/10