Die Kamera suchend,
rotierend. Cameo eines schweinsköpfigen Menschenfeindes, der gerne
seine Tochter bumst. Rektal-Untersuchung, durch endlose Schläuche,
pulsierend, ins Rektum. Ein schwarzes Loch, die Wände schwitzen, der
Boden bebt unter unaufhörlich treibenden Elektrobeats. Wer hat Le
Tenia gesehen? Kennst du Le Tenia? Ist Le Tenia hier? Blas' mir
einen! Fiste mich! Fiste mich! Die Schwuchtel bumsen im
Verborgenen, weil sie anderswo nicht geduldet werden. Das Rektum ist
ihre Parallelgesellschaft. „Irreversibel“ findet hier seinen
Anfang, und sein Ende. Der Akt der Rache erreicht hier seine
Endgültigkeit, die fatalistische Wendung folgt später. Auf eine
Interview-Frage hin, die mögliche Homophobie seines Filmes
betreffend, machte Noé nur darauf aufmerksam, dass er sich ja selber
masturbierend im Rektum platziert hätte. Quasi präventiv, um den zu
erwartenden Vorwürfen etwas handfestes entgegensetzen zu können.
Zumindest spricht diese Maßnahme für einen nicht vollkommen
unreflektierten Filmemacher mit einem Bewusstsein um Außenwirkungen.
Dementsprechend dürften die albernen Reaktionen unprofessioneller
Erfüllungsgehilfen in Cannes für Noé nicht sonderlich überraschend
gewesen sein - medienwirksam waren sie sowieso. Jede Diskussion um
Homophobie ist „Irreversibel“ am Ende des Tages zuträglich. Und
doch ist sie nichts wert. „Irreversibel“ ist gegen alles und
jeden und damit schlussendlich gegen nichts. Homosexualität,
Travestie, Immigration – sie alle sind hier negativ konnotiert.
Selbst der sonst so besonnene Lehrer – gebildet, weiß, gut
situiert – zermatscht die falsche Visage, sein Kumpel ist ein
homophober Hitzkopf, der sich - wenn es drauf ankommt - den Arm
brechen lässt und der Vergewaltiger ist einem Cartoon entsprungen.
Alles in „Irreversibel“ geschieht aus egoistischen Motiven
heraus. Die Nacht ist so finster, dass man glaubt, es gäbe keinen
Morgen mehr. Und die einzige Möglichkeit der Nacht zu entfliehen,
besteht darin, die Zeit zurückzudrehen.
Toller Film!
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