Samstag, 8. August 2015

"Coherence" [UK, US '13 | James Ward Byrkit]

Man sollte sich nicht den Kopf über „Coherence“ zerbrechen. Was nicht bedeutet, man könne sich hier nicht auch ein zweites oder gar drittes Mal auf die Suche nach Antworten machen. Dennoch gilt es ihn, ohne es sich zu einfach machen zu wollen, doch in erster Linie zu erleben, statt jedes liebevoll arrangierte Detail, jede beiläufige Andeutung und jedes vielsagende Wort entschlüsseln zu müssen, um so möglicherweise einem Gesamtkonzept intellektuell beizukommen, das bei „Coherence“ nicht am Anfang aller Überlegungen stand. Die Entstehungsnotizen schaffen dahingehend Klarheit: Ganz am Anfang stand ein Wohnzimmer, eine Kamera und eine Gruppe fähiger Schauspieler. Geld: gerade nicht flüssig. Crew: nicht ganz beisammen. Also musste eine Idee her, die fähig war diese Elemente zu bündeln und damit schlussendlich auch den ökonomischen Limitationen Hehr zu werden, die sich Debütant James Ward Byrkit mit seinem ersten Langfilm-Projekt boten. Am Anfang also stand keine Idee, sondern statische Rahmenbedingungen. Die Idee entstand schließlich im Zuge einer Lösungssuche. Sie ist zweckgebunden und notwendig und nicht Ausdruck irgendeines konkreten, künstlerischen Bedürfnisses. „Coherence“ steht zudem in der Tradition von Effektfilmen - und ein Magier verrät niemals seine Tricks. Insofern ist „Coherence“ zweckdienlich inszeniert, im ersten Drittel gar atemberaubend spannend und vergisst trotz allem seine Figuren nicht. Und selbst wenn gen Ende Auflösungserscheinungen an ihm zehren, der doppelte Boden sichtbar wird, allein für dieses wunderbar freie Gefühl sich ausbreitender Möglichkeiten und der unendlichen Kraft eines Gedankenspiels sollte „Coherence“ ganz dringend geschaut, genossen und meinetwegen auch entworren werden.

6.5/10 

4 Kommentare:

  1. Man sollte sich nicht den Kopf über „Coherence“ zerbrechen.

    So kann man sich natürlich jeden Film schönreden :-) Für mich fällt der Film im letzten Akt in sich zusammen.

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    1. Ich bezog das eigentlich darauf, dass ich nicht klug genug war, den Verstrickungen der Geschichte zu folgen - also, dass man den Film auch ohne jedes Detail erfassen zu können genießen kann. Das ist eine Stärke, gerade von amerikanischen Filmen. Du scheinst ja zu implizieren, dass das am Ende überhaupt keinen Sinn macht, was ich - wie gesagt - vor einer Zweitsichtung nicht beurteilen kann.

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    2. Ob das Sinn macht ist für mich zweitrangig. Bei Paralleldimensionen würde ich als Nicht-Physiker immer sagen: Macht keinen Sinn. Mein Problem war mit der Motivation und Aktion der Figuren. Ihr Handeln macht wenig Sinn und ist von Dummheit motiviert, obschon ich mir natürlich bewusst bin, dass Dummheit ein inhärentes Merkmal des Horror-Genres ist. Für mich funktioniert die 2. Hälfte des Films dramaturgisch schlicht nicht, insbesondere der finale Akt.

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    3. Verstehe. Da die Sichtung über ein halbes Jahr her ist, erinnerst du mich gerade daran, was ich mit "Auflösungserscheinungen" gemeint habe. Ich stimme dir im Grunde zu, zumal ich "Coherence" bis zu seinem letzten Akt überhaupt nicht als Horrorfilm wahrgenommen hatte, gewichte das letztlich aber anders. Faszinierend finde ich nach wie vor welche Kraft ein solches Gedankenspiel entfalten kann. Mir schwirrten zu Anfang jedenfalls alle möglichen potenziellen Erklärungen im Kopf rum - ein schönes Gefühl, und trotz allem eine schöne Seherfahrung.

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