Der Preis für den schönsten Filmtitel
des Jahres steht schon mal fest. Zugleich ist es der irreführendste:
Zahlers dritter Langfilm ist nämlich kein Exploitation-Film
geworden. Im Gegensatz zu „Brawl in Cell Block 99“, der seine
Gewalteskapaden immer weiter komisch überhöhte, erzählt Zahler
hier eher ein Gewaltdrama, das viel Zeit für seine Figuren und ihre
Lebensumstände findet. Gewalt ist stattdessen, bis auf eine kurze
Eskalation in einer Bank, sehr realistisch gehalten. Statt
zertretender Köpfe gibt es Lungenschüsse und harte Kerle, die
langsam an ihrem eigenen Blut ersticken. Und da sind zwei
suspendierte Cops, gespielt von Vince Vaughn und Mel Gibson, die
sitzen in ihrer Karre und sinnieren über das Abgehängt- und nicht
Gewürdigt-Sein, private Krisen und Geldnöte in Zeiten von
Mikroaggression und Gender-Pronomen. Zahler geht über gegenwärtige
Befindlichkeiten gnadenlos hinweg und entlarvt über die abgebildeten
Ambivalenzen und Widersprüche zugleich die Einfachheit
identitätspolitischen Denkens. Zahler erarbeitet sich filmische
Erzählungen auch nicht über funktionale Figurenschablonen. Das
Zwiegespräch im Auto, die Essenz des Buddy-Cop-Films, dessen
Degeneration mit Bays Bösen Jungs schon um die Jahrtausendwende
zureichend vorangetrieben wurde, verleiht Zahler neue Relevanz und
macht den Innenraum des Fahrzeugs zum Verhandlungsraum für Politik
und Identität. Aber Achtung: der Film burnt slow und fackelt nichts
richtig ab. Die Konfrontationen bleiben sehr zurückgenommen und
zielgerichtet. Keine übermenschlichen Fähigkeiten oder heldenhafte
Manöver sichern das Überleben, sondern Geduld, Taktik und Glück.
Das Gesprochene ist substanziell, die Menschen stehen im Mittelpunkt. Wer daran interessiert ist, wird beglückt.
Empfand ihn extrem vorhersehbar, aber dennoch spannend, obschon die Figuren allesamt wenig ausgearbeitet und relativ eindimensional sind. Besser als der letzte Zahler, der schon eine Steigerung zum vorherigen war.
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