Die zugrundeliegende Historie um John
Smith (hier: ein herzensguter Blondschopf, synchronisiert von Mel Gibson), Häuptlingstocher
Pocahontas und die Gründung von Jamestown derart frei zu
interpretieren, birgt immer seine Gefahren, gerade wenn es darum
geht, Kindern wichtige historische Zusammenhänge zumindest im Kern korrekt
und verständlich näher zu bringen. Ob nun also jede Figur der
(teilweise auch nur zu vermutenden) historischen Fakten entspricht,
ist dabei erst einmal irrelevant, solange der bestimmende Konflikt
und all seine Implikationen in seiner Gesamtheit richtig
wiedergegeben wurden. In dieser Hinsicht muss sich ein Kinderfilm wie
„Pocahontas“ (der in vielen Dingen sinnvoll vereinfachen muss)
nichts vorwerfen lassen, besteht doch nie ein ernsthafter Zweifel
daran, dass zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung immer zwei
Parteien gehören, von denen beide irgendwann ihre Fehler begangen
haben, ohne die Taten der weißen Entdecker, die ihm Namen der Krone
Land für sich beanspruchten, allzu sehr zu entschärfen. Abseits
davon, darf hier einigen der schönsten Disney-Songs überhaupt
gelauscht werden und auch der Gänsehaut muss sich während des
naiv-schönen Final-Plädoyers nicht geschämt werden. Denn „Pocahontas“
ist immer wunderbar esoterisch, geradezu abartig makellos komponiert
und geht – und einmal wird das wohl gesagt werden dürfen –
direkt ins Herz.
8/10
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