Die Geräusche in der Dunkelheit, das
Knarren der Dielen, die tropfenden, nie still schweigenden
Wasserhähne verfolgen sie bis in die Nacht. Vor allem in die Nacht.
Polanski meidet die Eindeutigkeit, er codiert, verschleiert und
verlautbart den fatalen Wandel seiner makellosen Schönheit viel
weniger, als dass er ihn sukzessiv, manchmal kaum wahrnehmbar
vollzieht und ihn karge Schwarz-Weiß-Gemälde taucht. Jedes Frame
ist herausragend montiert, der Spannungsmoment anhaltend, selten nach
vorne preschend, aber immer präsent. Er nistet sich ein, in der
Magengegend. Vornehmlich in der Magengegend.
Und die Nacht, das Wachliegen in der
(Gott)verlassenen Apartment-Wohnung, erscheint wie das Abgleiten in
einen anderen, Zeit-entbundenen Kosmos; eine andere Welt. Diese Welt
mit ihrem hörbaren Lustspiel, den leisen Schritten, der
Schatten-geteilten Visage dieser jungen Unschuld, der die Vorahnung
buchstäblich ins blasse Gesicht geschrieben steht. Denn die Augen
sind geweitet und starr und irgendetwas wird passieren. Und dann
verkehrt Polanski die Erwartungen ins Gegenteil, stülpt die
Innereien nach außen und lässt den Zuschauer los. Denn an was er
sich zunächst zu krallen können glaubte, windet sich plötzlich, rotiert und
bricht aus dem Rollenklischee der hilflosen Blondine aus. Plötzlich
ist sie beides und der Zuschauer allein. Eine Gefahr für sich und
für Andere.
Ein sich langsam zersetzendes, immer
brüchiger werdendes Appartement wird mehr und mehr zur Bedrängung –
und zum Schlachtfeld. Polanski appelliert an das Kind in mir und dir.
Die Angst vor dem Allein-Sein, dem leeren Haus, der leeren Wohnung.
Die Eltern sind als immerwährende, Halt-bietende Konstante
ausgezogen. Und dann Schritte, Schatten, greifende Hände. Das so
unerfahrene Gemüt erblickt Spiegelbilder wo keine sind und verliert
damit auch den Blick auf sich selbst. Sexualität bedeutet immer auch
Zwang und Qual, der Blick durch das Schlüsselloch verheißt nichts
Gutes.
Selbst die seelische Vergewaltigung war
nur Vorbote, gerät plötzlich zur ganz körperlichen Konfrontation.
Platz für Machos gibt es hier nicht, selbst der galante Schönling –
der Anzug sitzt wie angegossen, das Auto frisch gebohnert, die Zähne
weiß – muss kurzerhand dran glauben. Ausbruch aber ist nie eine
Option, die Wohnung bleibt selbst gewähltes Exil, (inneres)
Gefängnis und die Wände kommen näher, die Nachbars-Meute gafft und
gafft und gafft. „Repulsion“ ist kaum greifbarer, fast kryptischer
Alptraum, der sich verzerrt und verbiegt, bis er sich bis zur
Unkenntlichkeit in seine Bestandteile aufgelöst hat.
7.5/10
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