Toll und vor allem weitgehend ohne
große Mätzchen erzählt: da wird sich ein paar Mal in den Schritt
gefasst und die Brüste betastet, aber die Lautstärke
handelsüblicher Anime bleibt einem erspart. Die primäre Verortung
als Körpertausch-Komödie ist dabei nur eine Falle, um sich ab des
originellen Twists Fragen zum ewigen Leib-Seele-Dilemma und vor allem
dem Wesen von Erinnerung zu stellen. In der hemmungslosen
Sentimentalität des Filmes, die sich mit Blick auf das dargestellte
Sujet und die damit angepeilte Zuschauerschaft nur als konsequent
erweist, drücken sich außerdem eine ganze Reihe von jugendlichen
Sehnsüchten aus. Die Körpertausch-Prämisse verbindet sich dabei
auf sinnige Weise mit den naiven, romantischen Vorstellungen der
Teenager, die ganz fest an eine schicksalshaft vorherbestimmte, und
vor allem alle Zeiten und alle leiblichen Limitationen überwindende
Liebe glauben möchten. Das Gedankenspiel, im Körper des jeweils
anderen leben zu müssen, verkettet sich dann auch grandios mit den
Angst- und Vorstellungswelten der Adoleszenz: nie wieder wird die
Entfremdung vom eigenen Körper und die dadurch entstehende
Verunsicherung tiefer empfunden und nie schienen die Antworten auf
die Fragen nach der eigenen Identität, einer Idee von der eigenen
Rolle in der Welt, drängender. Im Bestreben aneinander wieder zu
erinnern und einander wiederzufinden, erhoffen sich Taki und Mitsuha,
die Begrenzungen des Körpers zu überwinden und schlussendlich
transzendieren zu können. Das alles gipfelt weder in unangenehmem
Slapstick, noch im ganz peinlichen Pathos, das Shinkai auch hier
stets sucht, das sich jedoch vor allem in einem fast durchgehenden,
melancholischen Grundtenor ausdrückt. Dass ein solcher Film die
internationalen Kinocharts zu erklimmen vermag, lässt einen den Glauben an die Kraft
des populären Films zudem nicht gänzlich verlieren. Und statt der
Superhelden dürfen diesmal ein paar jugendliche Romantiker zur
Rettung der Welt eilen – mit der Kraft einer Liebe, die alle
physikalischen Grenzen überwindet.
Toller Film. Und ich selbst finde "handelsübliche Anime" nicht sonderlich lautstark – oder lautstärker – als den hier. Aber wir beide verfügen (wohl) über eine divergierende Rezeption derartiger Stimuli.
AntwortenLöschenHaha, das mag wohl sein. Ich beziehe mich auf Sachen wie "Elfenlied" oder "Parasyte", die ich schrecklich finde und deren Popularität mich immer etwas gruselt. Ansonsten mag ich die meisten Anime in der Regel - unter anderem, weil ich viel meide.
Löschen