Rachel (Kathryn Hahn) und Richard (Paul
Giamatti) sitzen gemeinsam auf einer Bank in einem Diner. Sie warten.
Sie warten solange bis der Lauftext des Abspanns über ihre Gesichter
hinweg zu laufen beginnt. Sie halten einander die Hände, der Blick
gespannt zur Eingangstür gerichtet. Das Warten betrifft dabei nur
auf der ersten Ebene das auf eine Person. Auch die Angst in ihren
Blicken geht weit über die Befürchtungen hinaus, diese Person
könnte nicht kommen. Die Szene ist viel radikaler als das. Die
Radikalität liegt in den Widersprüchen, die das Arrangement der
Szene und die Gesten ihrer Figuren offenbaren. Sie hinterlassen eine
Leerstelle. Richard setzt sich zu ihr, nimmt ihre Hand, sie lächelt.
Durch die Funktion der Szene als Rückgriff auf eine ganz ähnliche
früher im Film (dort warteten sie vergeblich auf eine im Internet
gefundene Leihmutter) entsteht ein Kontrast, der zugleich eine
charakterliche Fortentwicklung anzeigen soll. Richard handelt im
Kontrast zum ersten Mal im Diner, signalisiert zärtlich Zuneigung
und Zusammengehörigkeit, indem er sich zu ihr setzt, ihre Hand
ergreift. Ihr Lächeln belohnt sein Handeln. Gemeinsam gehen sie um
mit Zurückweisung und Enttäuschung, verhalten sich zu ihr – allen
Rückschlägen, jeder Scheiße, die das Leben zu werfen bereithält,
zum Trotz. Und doch liegt da noch etwas anderes in ihrem Blick;
etwas, das weit darüber hinaus weist. Denn von diesem wartenden
Pärchen geht allen demonstrativen Zeichen zum Trotz keine
Geschlossenheit aus, kein Zusammenhalt. Am Ende des Filmes steht
keine unzertrennliche Einheit, ebenso wenig wie ein pragmatischer
Lebensbund. Sichtbar werden stattdessen zwei Menschen, die für sich
genommen einsam sind. Und da ist nicht die Angst, dass dieser jemand
nicht kommen könnte, sondern dass einfach nichts mehr kommt, oder
nie etwas, irgendetwas, da war. Ihr Begehren ist beständig wirksam,
es trennt sie, eint sie, lässt sich aber nie endgültig befriedigen.
Es gebraucht keiner großen Fantasie, um für sich selber eine Heimat
in diesen verlorenen Blicken zu finden und in all den kaum
auszuhaltenden Widersprüchen, die sie ausdrücken sollen. Sie sitzen
dort als Getriebene, nämlich als Menschen. Ich sitze dort, und kann
ihrem Blick nicht entgehen.
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