In seinen ersten beiden
Beiträgen zur Polizeiruf-Reihe ließ Petzold noch erahnen, welche
Chancen seine Mitwirkung an diesem Format bergen könnte. Wo sich
seine Idee vom Film nicht mit den zu Konventionen erstarrten
Strukturen des Krimi-Formats vereinbaren lässt, ergeben sich
spannende Reibungspunkte und damit vielerlei Möglichkeiten zur
Subversion. „Kreise“ und „Wölfe“ kommentierten die deutsche
TV-Landschaft, so wie sie es gleichermaßen verstanden, darüber
hinauszuweisen. Die Romanze zwischen Hans von Meuffels und Constanze
Hermann installierte Petzold auf Kosten des Krimi-Plots mindestens
gleichberechtigt, in „Wölfe“ experimentierte er zudem mit den
expressiven Bilderwelten des deutschen Stummfilms. Im dritten Film,
Abschluss der von Petzold verantworteten Polizeiruf-Trilogie und
Abschied von Matthias Brandt in seiner Kommissaren-Rolle, ist das
Drehbuch-Rascheln allerdings lauter geworden. Damit einhergehend ist
Meuffels mehr denn je Sprachrohr seines Regisseurs. Andauernd gibt es
einen Schlaumeier-Kommentar, eine korrigierende Bemerkung oder ein
genervtes Ausatmen. Mit den Methoden der neuen Partnerin werden
nämlich gleichsam die filmischen Methoden des Subjets kritisiert.
Wenn diese auf Zwischenfragen ihres Vorgesetzten wartet, stößt sie
lediglich auf Stille, wenn sie dessen Tathergangs-Rekonstruktion mit
dem Smartphone zu filmen versucht, verliert er endgültig die
Fassung. „Tatorte“ ist die postmoderne Dekonstruktion des
20:15-Uhr-Krimis und dabei ebenso neunmalklug wie unaufrichtig.
Petzold scheint sich streckenweise sogar an seinem eigenen Film zu
langweilen und trägt seine Abscheu über Meuffels offen zur Schau.
Maximal zynisch ist auch der Abgang seiner neuen Partnerin, deren Tod
lediglich Bewandtnis für die Charakterentwicklung des Kommissars
hat. Der darf dann mit seiner Herzdame selig in einem schlechten
Laurel und Hardy-Sketch schwelgen und alles ist gut. Wäre es
stattdessen nicht Subversion genug gewesen, den Sendeplatz mit einem
guten Film zu okkupieren? Und all Kritik dadurch zu äußern, es
einfach besser zu machen als diejenigen, die man kritisiert?
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