Paterson ist die Stadt. Paterson ist
der Mensch. „Paterson“ ist der Film von Jim Jarmusch, angelegt
als Hommage an Stadt, Mensch, Fluss. Angelegt als Hommage an William
Carlos Williams „Paterson“, Vorbild für den busfahrenden Poeten
aus „Paterson“: Paterson. In den Alltagsstrukturen sieht dieser
nicht Monotonie, Repetition, endlose Wiederholungsschleifen, in denen
der Wahnsinn nur durch die Zeit auf Distanz gehalten wird. Er sieht
nicht zermürbende Leere, lästige Pflicht, Stillstand in der
Bewegung. Paterson sieht nicht jeden Tag gleich, und Jarmusch
inszeniert nicht jeden Tag gleich. In den Alltagsstrukturen von
Paterson werden die Variationen und Feinheiten des Lebens sichtbar,
die im Außerhalb verborgen bleiben, wenn der Blick nicht zur Seite
geht. Im Nacken von Paterson wird die Zukunft einer Liebe geschmiedet
und die großen philosophischen Themen angepackt. In den Bars von
Paterson, unter den wachsamen Augen von Paterson, wird die Zukunft
einer Beziehung verhandelt und zum Scheitern verurteilt. Paterson,
also die Stadt, ist aber auch Jarmusch-Town, bevölkert von
stilbewussten, interessanten Menschen und dichtenden
Fünftklässlerinnen. Backsteingebäude und Arbeiterschicht.
Philosophie-Studenten und Designer-Vorhänge. Und „Paterson“,
also Jarmusch, gesteht dem Alltag seine Liebe. Und er formuliert ein
hehres Ziel: das Kleine im Großen erkennen, das Besondere in
zyklischen Wiederholungsmustern. Und dieses Besondere kurz
festhalten, um dann zu erkennen, dass es nicht für ewig währt. Und
dann nicht zu resignieren, sondern stoisch seinen Weg zu gehen. Eine
Zeile nach der nächsten, ein Wort auf das andere. Auf jede gute
Formulierung folgt eine missratene, auf jede missratene... eine gute.
8/10
Großes Kino.
AntwortenLöschenLustiger Weise war einer der Moderatoren des Film-Podcasts, den ich höre, mit seiner Familie nach dem Film in Paterson und scheinbar ist das eher eine Problemstadt und weniger dieses semi-lyrische Örtchen, wie hier dargestellt.
^^ Das kann ich mir gut vorstellen.
LöschenDa die Stadt sehr streng durch die Augen von Paterson betrachtet wird, ist diese Diskrepanz aber auch ganz gut erklärbar.