Wunderbarer Quatschfilm!
Shue, Brolin und Co knacken genetische Codes wie Videospiele. Und
Bacon hat das perfekte Arschlochgesicht für den unsichtbaren
Triebtäter und unprofessionellsten Wissenschaftler der Welt. Wichtig
für "Hollow Man" ist Verhoeven's elegante Regie mit
genügend inszenatorischem Witz und die stimmungsvolle Musik Jerry
Goldsmiths. Sie schenken dem Film Atmosphäre und Klasse. Zudem
dringt Verhoeven bei seinem Gedankenexperiment selbstbewusst in jene
ambivalent zu rezipierenden Bereiche vor, die sich bei der Prämisse
sowieso jeder schon einmal überlegt hat. Das Ausleben der Allmacht
durch sexuelle Übergriffe im Angesicht überschaubarer Konsequenzen
nimmt deshalb auch eine zentrale Position in der Geschichte ein, die
sich ansonsten ganz und gar Bacon und seiner süffisanten Rolle
widmet, die kaum einschätzbar zwischen charmant-witzelnd und
angestauten Allmachtsphantasien erliegend schwankt. Dieser füllt
Sebastian Caine mit Leben und thematisiert in sich stetig
steigernden, latenten Gotteskomplexen, die auch deswegen so effektiv
funktionieren, weil sie die uns immanenten Sehnsüchte und
Perversionen zutage treten lassen, vor allem die Funktion des
Zuschauers als Voyeur. „Hollow Man“ nimmt sich dafür die nötige
Zeit und lässt die Konfliktparteien ziemlich exakt eine Stunde lang
bewusst im Unklaren. Inwiefern die
exploitationhafte Inszenierung des weiblichen Körpers nun aber ein
bewusstes Spiel mit den Voyeurismen der Geschichte provoziert, bleibt
mir jedoch verschlossen. Dazu genießt die schwerelose, hervorragende
Kameraarbeit viel zu sehr die Rundungen seiner weiblichen Darsteller
und macht diese gezielt konsumier- und genießbar. Vielleicht ist das
ja die Falle - oder lediglich die Schwäche eines alternden
Pulp-Regisseurs, die sich in nackten Brüsten Bahnen bricht. Der
zweite Abschnitt funktioniert dann nach bewährtem Slasher-Schema und
offeriert kreative Blutwurst-Gerichte. Und im cleveren Finale, in dem
Verhoeven variatenreich das Unsichtbaren-Motiv des Filmes ästhetisch
aufgreift und gleichzeitig den Plot vorantreibt, bewegt man sich
ohnehin schon wieder in einem anderen Film. Und auch dort will sich
die Vorschuss-Häme nicht bestätigt sehen. „Hollow Man“ rockt
also doch.
6/10
Ja einer der wenigen Verhoeven wenn nicht sogar der einzige, den ich nicht so mag. Wobei da natürlich viel Wahres drinsteckt in dem, was du schreibst.
AntwortenLöschenVielleicht nochmal schauen? Ich hatte ihn das letzte Mal als Kind gesehen und war überrascht wie spannend der auch in seinem Subtext ist.
LöschenIch hatte ihn erst vor einem Jahr etwa gesehen, um Zuge einer Retrospektive von Verhoeven US-Oeuvre. Über Durchschnitt kam er da bei mir nicht raus.
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