Dienstag, 25. November 2014

"Jeepers Creepers" [US '01 | Victor Salva]

Zweigeteilt. Es ist ziemlich genau die erste Hälfte, die noch schwankend, gelegentlich lichtdurchlässig, ansonsten schattenhaft ein ungleiches Geschwisterpaar durchs amerikanische Hinterland rasen lässt und den Kackstift in die Hose treibt. Dabei hätte man auch hier schon ahnen können, welchen Weg dieser schizophrene Flickenteppich aus der Produktionsschmiede Coppolas beschreiten würde, wenn die weibliche Hauptfigur sich schon mal präventiv-ironisch für alles Folgende entschuldigt: „You know the part in scary movies when somebody does something really stupid, and everybody hates them for it? This is it.“ Total ironisch und total Meta, aber auch total blöd.

Trotzdem, diese erste Hälfte geht klar, weil die kompletten Nonsens-Dialoge von Justin Long (total erstaunt) und Gina Philips (ähm, total schön) sympathisch vorgetragen werden und „Jeepers Creepers“ ganz wunderbar mit räumlichen Bildebenen arbeitet. Immer wieder verschiebt Regisseur Victor Salva die Handlungs-treibenden Elemente nämlich in den Hintergrund, ehe er sie nach vorne holt oder über eine der Figuren verlautbaren lässt; etwa dann, wenn die Bedrohung (in der ersten Hälfte lediglich eine schnoddrige Dampfwalze) als vager Schatten im Hintergrund anrollt ohne von unseren Protagonisten erkannt zu werden - „Duel“ lässt grüßen. Hier funktioniert „Jeepers Creepers“tatsächlich, in seinen kinetischen, physischen, primär von rasende Maschinen getriebenen Sequenzen. Und dann hält Salva mit einem von Leichen übersäten Kellergewölbe sogar einen ganz memorablen Moment bereit, der die ansonsten schäbig bis okay getricksten Maskenkreationen durch die kluge Lichtgestaltung beinahe wertig erscheinen lässt.

Es ist ziemlich genau die zweite Hälfte, die konsequent, gelegentlich albern, ansonsten sehr albern ein ungleiches Geschwisterpaar von einer überdimensionierten Fledermaus durch ein amerikanisches Polizeirevier jagen lässt. „Jeepers Creepers“ lässt die Hosen runter, total, tritt das Gaspedal durch, macht volle Lotte Genre-Kino; ja, so sehr schon, dass es knallt. Dabei geht Salva lediglich zurück, reanimiert das Phantastische, das Unerklärliche, gibt dem Bösen ein Gesicht. Ein imponierender Zug, auf die gute, erste Hälfte zeitgenössischen Sehgewohnheiten entsprechenden Genre-Kinos, ein ironisches Creature-Movie folgen zu lassen.

Ausgerechnet finanziell, also von jenen, denen ein solcher Schritt doch am wenigsten zuzutrauen wäre, den Massen horrorfilmguckender Durchschnitts-Amerikaner nämlich, wurde dieser Schritt mit knapp 60 Millionen Dollar Einspielergebnis belohnt. Die Filmkritik rügte „Jeepers Creepers“, einer dieser raren Filme, die Begrenzungen und Genre-Konventionen nicht für bare Münze nehmen, sie gar verschieben, weiter treiben und sich mit ihnen zu spielen trauen, dagegen einhellig. Allen anderen sei dieser Quatsch irgendwie empfohlen - sei es für die erste oder die zweite Hälfte. 

5/10

2 Kommentare:

  1. Geht mir auch so. Die erste Hälfte ist sehr spannend und ansprechend inszeniert. Nach knapp 40 Minuten geht es dann aber steil bergab.

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  2. Ich empfinde den Film auch heute noch (Jahre später) als sehr unterhaltsam. Was ich von vielen anderen Filmen dieses Genre nicht unbedingt behaupten kann.

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