Zweigeteilt. Es ist ziemlich genau die
erste Hälfte, die noch schwankend, gelegentlich lichtdurchlässig,
ansonsten schattenhaft ein ungleiches Geschwisterpaar durchs
amerikanische Hinterland rasen lässt und den Kackstift in die Hose
treibt. Dabei hätte man auch hier schon ahnen können, welchen Weg
dieser schizophrene Flickenteppich aus der Produktionsschmiede
Coppolas beschreiten würde, wenn die weibliche Hauptfigur sich schon
mal präventiv-ironisch für alles Folgende entschuldigt: „You know
the part in scary movies when somebody does something really stupid,
and everybody hates them for it? This is it.“ Total ironisch und
total Meta, aber auch total blöd.
Trotzdem, diese erste Hälfte geht
klar, weil die kompletten Nonsens-Dialoge von Justin Long (total
erstaunt) und Gina Philips (ähm, total schön) sympathisch
vorgetragen werden und „Jeepers Creepers“ ganz wunderbar mit
räumlichen Bildebenen arbeitet. Immer wieder verschiebt Regisseur
Victor Salva die Handlungs-treibenden Elemente nämlich in den
Hintergrund, ehe er sie nach vorne holt oder über eine der Figuren
verlautbaren lässt; etwa dann, wenn die Bedrohung (in der ersten
Hälfte lediglich eine schnoddrige Dampfwalze) als vager Schatten im
Hintergrund anrollt ohne von unseren Protagonisten erkannt zu werden
- „Duel“ lässt grüßen. Hier funktioniert „Jeepers Creepers“tatsächlich, in seinen kinetischen, physischen, primär von rasende
Maschinen getriebenen Sequenzen. Und dann hält Salva mit einem von
Leichen übersäten Kellergewölbe sogar einen ganz memorablen Moment
bereit, der die ansonsten schäbig bis okay getricksten
Maskenkreationen durch die kluge Lichtgestaltung beinahe wertig
erscheinen lässt.
Es ist ziemlich genau die zweite
Hälfte, die konsequent, gelegentlich albern, ansonsten sehr albern
ein ungleiches Geschwisterpaar von einer überdimensionierten
Fledermaus durch ein amerikanisches Polizeirevier jagen lässt.
„Jeepers Creepers“ lässt die Hosen runter, total, tritt das
Gaspedal durch, macht volle Lotte Genre-Kino; ja, so sehr schon, dass
es knallt. Dabei geht Salva lediglich zurück, reanimiert das
Phantastische, das Unerklärliche, gibt dem Bösen ein Gesicht. Ein
imponierender Zug, auf die gute, erste Hälfte zeitgenössischen
Sehgewohnheiten entsprechenden Genre-Kinos, ein ironisches
Creature-Movie folgen zu lassen.
Ausgerechnet finanziell, also von
jenen, denen ein solcher Schritt doch am wenigsten zuzutrauen wäre,
den Massen horrorfilmguckender Durchschnitts-Amerikaner nämlich,
wurde dieser Schritt mit knapp 60 Millionen Dollar Einspielergebnis
belohnt. Die Filmkritik rügte „Jeepers Creepers“, einer dieser
raren Filme, die Begrenzungen und Genre-Konventionen nicht für bare
Münze nehmen, sie gar verschieben, weiter treiben und sich mit ihnen zu
spielen trauen, dagegen einhellig. Allen anderen sei dieser Quatsch
irgendwie empfohlen - sei es für die erste oder die zweite Hälfte.
5/10
Geht mir auch so. Die erste Hälfte ist sehr spannend und ansprechend inszeniert. Nach knapp 40 Minuten geht es dann aber steil bergab.
AntwortenLöschenIch empfinde den Film auch heute noch (Jahre später) als sehr unterhaltsam. Was ich von vielen anderen Filmen dieses Genre nicht unbedingt behaupten kann.
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