„Der Killer in ihren Augen“ [JP '00
| Kenji Kodama]
Prinzipiell scheint es nur konsequent
zu sein, nach dem rasanten, groß angelegten dritten Film ein fast
schon intimes Personenspiel zu initiieren – zumindest für
Conan-Verhältnisse. „Der Killer in ihren Augen“ positioniert
also seine Figuren um einen Schauplatz der Vergangenheit und greift
die Geschehnisse des Vorgängers wieder auf. Die Auflösung ist dann
aber selbst für „Detektiv Conan“ konstruiert und einigermaßen
bekloppt, während der entlarvte Täter während des endlos
gestreckten Finales in bester Bond-Manier wieder und wieder zu einer
neuen, alles erklärenden Bösewicht-Rede ansetzt. Spaß macht diese
launige, überlange Doppelfolge natürlich trotzdem. Irgendwie.
4.5/10
„Countdown zum Himmel“ [JP '01 |
Kenji Kodama]
Netter Campingausflug. Gerne schnarchig
(die Einführung), manchmal spannend (der Mord & die
Überführung), aber immer sympathisch (die Gefühlsduselei). Das
Finale (brennendes Hochhaus) kopiert „Countdown zum Himmel“ ganz
frech vom ersten Leinwand-Abenteuer und das Auftauchen der Männer in
Schwarz bleibt ohne jede Relevanz. Der Schlussakt gipfelt dann
zumindest richtig schön over-the-top. Ansonsten scheint der Umfang
der Handlung kaum ausreichend für einen abendfüllenden Spielfilm
und wurde für die deutsche TV-Ausgabe beschnitten, um im
Doppelfolgen-Format seine Premiere zu feiern.
4/10
„Das Phantom der Baker Street“ [JP
'02 | Kenji Kodama]
Los geht’s mit einem erwachsenen
Einstieg, der nichts erklärt und doch den Ton für die kommenden 90
Minuten setzt. Das hat in diesen Momenten nichts mehr mit
kindgerechter Unterhaltung zu tun und verweist bereits auf die
spannende Prämisse des sechsten Kinofilms: Virtual Reality. Dieses
Konzept ermöglicht es Conan ein von seinem Vater (ein
Schriftsteller, der hier einen seiner raren Langzeit-Auftritte hat)
erdachtes Videospiel zu betreten, welcher sogar Elemente aus seinem
eigenen Leben in die virtuelle Realität transferiert hat (er leiht
Holmes sein Gesicht). Platte Kommentare zur gesellschaftlichen Elite
des Inselstaates und damit zu einem sich im Kreis drehenden System,
in dem hochrangige Positionen lediglich innerhalb geschlossener Familiendynastien weitergereicht werden, kann sich "Das Phantom der Baker Street" dabei aber nicht verkneifen.
Die Figur des Sherlock Holmes, die
nicht nur in der Originalserie immer wieder eine zentrale Rolle
spielte, sondern auch eine maßgebliche Inspiration für den
namensgebenden Protagonisten gebildet haben dürfte, erfährt hier
durch mehr oder minder offensichtliche Verweise (von Moriarty bis
Irene Adler sind alle dabei) und vor dem Hintergrund der englischen
Hauptstadt im 19. Jahrhundert eine respektvolle Hommage (Conan vs.
Jack the Ripper), die auch die eigenen Parallelen zum literarischen
Vorbild ironisch reflektiert - „Die Baker-Street-Bande macht also
das selbe wie wir“. Den Täter von Beginn an zu offenbaren
beschneidet den Film dabei auch viel weniger in seinen Möglichkeiten
Spannung zu erzeugen, als dass er den Fokus lediglich auf andere
Aspekte der wunderbaren Geschichte zu lenken weiß und das Wissen um
den Mörder gar als Antriebsfeder für den Zuschauer nutzt.
Sobald das Cyberspace nämlich erst
einmal als letzte Ruhestätte eines auf ewig gefangenen Geistes in
Aussicht gestellt wurde und das zur Massenbelustigung erdachte
Produkt durch einen Hackerzugriff zum Spiel auf Leben und Tod
erhoben, generiert „Das Phantom der Baker Street“ seine Spannung
an ganz anderer Stelle. Diesem sechsten „Detektiv Conan“-Film
geht nicht einmal zum Finale die Puste aus, ganz im Gegenteil: zum
Schluss gibt’s noch die androgyne Jack the Ripper-Version der
Japaner, eine nicht enden wollende Zugfahrt und ein Conan, dem für
einen kurzen Moment die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben steht.
„Also wirklich, dieser Computer hat einen schlechten Charakter.“
7/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen