Ihre Sexualität entdeckt Indiana erst mit ihrem ersten, in trauter
Zweisamkeit verübten Mord. Ihr erstes Mal. Das Klavier(vor)spiel
nimmt den Klimax dabei bereits vorweg. Park Chan-wook bewegt sich mit
„Stoker“ gelegentlich auf den Suspense-Spuren Hitchcock's,
ansonsten aber vor allem auf ganz eigenen, formalästhetisch
herausragenden Pfaden. Park verwendet zwar immer wieder Motive und
Symbole, mit denen er seine Passionsgeschichte sinnvoll unterfüttert,
ansonsten aber ist dessen erste Amerika-Arbeit vor allen ein
Musterbeispiel dafür, wie man Style over Substance über bloße
Kompensationsversuche hinaus bis zum Exzess zelebriert. Die Reduktion
dieser einfachen, nicht blöden aber auch nie wirklich fordernden
Geschichte ist bei „Stoker“ nie ein Problem, die Kunst passiert
nämlich in den Händen dieses Ausnahmetalents. Schwankende
Deckenlampen, die Szenenübergreifend die Gesichter der Protagonisten
beleuchten, gleitende, kluge Kamerafahrten, stetig angetrieben von Clint
Mansell's irrem Score, übersteuerte Toneinlangen, die ganze
Sequenzwechsel vollziehen oder Emily Wells' „Becomes the
Color“, der auf die filmische Klammer folgt. Die Schauspieler-Riege
leistet hier selbstverständlich ausnahmslos Höchstleistungen ab und
Park hat seinen Namen nach diesem Wahnsinn sowieso endgültig in
Stein gemeißelt. Wunderschön.
9/10
Nahtlose Zustimmung meinerseits.
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