Gallige, auf
absolute Höchstgeschwindigkeiten beschleunigende Action-Einlagen,
eruptive, krasse Gewalteskalationen und eine Prämisse, die dem
überstrapazierten Prädikat „episch“ endlich einmal gerecht
wird. „Shingeki no Kyojin“ prügelt einfach
wild um sich; hemmungslos, Gewalt-geil und immer bis zum Äußersten
konsequent. Die Figuren sind zerstörte Desillusionierte, die Mauern
eingerissen und es gibt immer wieder, immer härter und immer
gnadenloser Mitten auf die Fresse.
Die Radikalität des japanischen Überraschungserfolgs erinnert mitunter an das HBO-Phänomen „Game of Thrones“. Inhaltszusammenfassungen sollte man sich derweil am besten sparen, um dieses schnelle, harte Stück Animationskunst vollkommen unbefangen genießen zu können. Im klaren sollte man sich jedoch auch darüber sein, dass die Japaner keine Gefangenen machen. Das Gas tritt man immer bis zum Anschlag durch, Pathos-Schmerzgrenzen katapultiert „Shingeki no Kyojin“ ganz schnell in ungeahnte, schwindelerregende Höhen und überhaupt war Subtilität noch nie eine Sache der sympathischen Inselbewohner.
Nimmt die Serie nach
dem sensationellen, den Fatalismus bis zum letzten,
Mark-erschütternden Akt auskostenden Einstieg noch eine prinzipiell
uninteressante Richtung ein, lässt dich dieses unbarmherzige
Miststück von Serie nach einem lauten Knall ganz schnell alleine.
Obligatorische, aber doch unabdingbare Handlungsverläufe um einen
Jüngling, der zum Soldaten wird, handelt „Shingeki no Kyojin“
innerhalb von zwei Episoden ab, um die Geschichte anschließend mit
einer unvermittelten Zäsur weiter voranzutreiben, immer befeuert von
den fantastisch animierten Kämpfen und einem wahnsinnigen
Soundtrack. Hier ist man sich für keine pathetische Geste zu schade,
kein abgedroschener Voice-over wird ausgelassen und dank seines
mannigfaltigen, erfrischend geerdeten Figurengefüges funktioniert
diese Mischung sensationellerweise auch.
Und obwohl die von Hajime Isayama erdachte Manga-Adaption auch nur die ewig-gleichen Motive um Vertrauen,
Freundschaft und Ehre bemüht und das ununterbrochene Geschreie im
zehnten Dialog gehörig an den Nerven zerren kann, gibt es immer auch
einen Platz für ehrliche Sentimentalitäten und lebendige Emotionen
auf diesem ewigen Schlachtfeld. Auch weil man fortwährend
aufrichtiges Interesse an seinen tollen bis nicht zu unterscheidenden
Figuren zeigt, die zur Ausnahme mal nicht nur auf der Stelle treten,
sondern auch mal zweifeln, heulen und verlieren dürfen. Eigentlich
sensationell in Anbetracht dieses konsequent überhöhten, auf episch
getrimmten Rahmens.
7/10
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