Unnachgiebig und mitreißend in seinem
unbedingten Drang zum brutalen Fatalismus, erhebt sich „Mad Max“
mit dem plötzlichen Bruch nach der ersten, Metall-zerfetzenden
Hälfte über seinen vorauseilenden Ruf. Dem energetischen,
Motor-dröhnenden Straßenschlachten, die George Miller nicht
inszeniert, sondern zelebriert, folgt schließlich der Ausbruch, der
Rückzug zum Parteilosen, Frau- und Kind-umsorgenden Familienvater.
Miller drosselt das Tempo, schaltet ein, zwei Gänge zurück und
bindet an den Protagonisten. Übliche Drama-Schule. Und doch bleibt
dieses rohe, ungeschliffen-dreckige Spielfilm-Debüt immer in
Bewegung, die Figuren in Alarmbereitschaft, die Motoren gestartet, um
jeden Moment grölend und Fratzen-verzerrt in die menschenleere Ödnis
vorzustoßen. „Mad Max“ ist oft Hetzjagd, gelegentlich
Spannungskino, aber immer bei sich, bei seinen Motiv-getriebenen
Figuren, die gar keine Anstalten machen sich darüber hinaus in
irgendetwas begeben zu wollen; Mel Gibson erst recht nicht. Wenn
geredet wird, ist es das oft nicht der Rede wert. Erst wenn sich die
Krieger auf den Highway schwingen, die Kamera bebt und in
ohrenbetäubender Geschwindigkeit gen Horizont gerast wird, bekommt
„Mad Max“ und Mad Max ein Gesicht, gerät plötzlich zur Ikone,
wird überlebensgroß. Aber nur dann. Wenn Miller versucht konkret zu
erzählen, gerät er ins torkeln - abseits von Montage und Kinetik.
Der Toecutter ist schwach, bleibt Grimassen-schneidender Irrer ohne
Profil und Einfall, die Konfrontationen sind immer etwas ungeschickt
eingeleitet und der Werdegang von Max zu Mad Max, den Miller doch so
geduldig forciert, geschieht zu plötzlich und ansatzlos.
Kritikpunkte, die selten ins Gewicht fallen, zu straight, zu
erbarmungslos fegt dieser „Mad Max“ durch seine eigenwillige
Zukunftsversion, trifft immer den Ton, den er treffen möchte, um
schließlich laut und kompromisslos die Bühne zu verlassen - vor
allem laut.
6.5/10
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