Der Abschluss einer Reise. Nach „Amores Perros“ und „21 Grams“ sprengen die Zufälle, die Schicksale
und Verkettungen nun alle Ländergrenzen. Am Ende sind alle irgendwie
miteinander verkittet. Da ist ein auslösendes Moment, ein dummer
Zufall, kindliche Naivität und ein verheißungsvoller Kanonenschlag,
der alles in Gang bringt. Eine Busfahrt, die zur Beziehungsprobe
gerät. Ein Kindermädchen zwischen verhärteten Fronten. Und ein
taubstummer Teenager zwischen sexueller Frustration und
schmerzlicher Vergangenheitsbewältigung.
Und nie war Iñárritu politischer:
Wenn Grenzkontrollen zur latenten Demütigung geraten; bis zur
verhängnisvollen und so dummen Eskalation, die schließlich ganze
Existenzen in sich zusammenfallen lässt. Treffen tut es immer die
Falschen - auch nach 16 Jahren noch. Oder wenn ein lokales Kaff zum
Zufluchtsort mutiert, Kultur-geschockte Touristen in ihrem Bus
verharren, große Augen, die Nachrichten haben ja schon so viel
schlimmes berichtet. Es ist schließlich der aufgeklärte Westen, der seiner
Frau Befehle erteilt; schließlich sei das eine Sache für echte
Kerle. Freundschaft entsteht dann auch fernab der eigenen vier Wände,
fernab dessen, was uns unter der Doktrin eines Gottesglaubens und
politischen Differenzen in verschiedene Lager einzuteilen gedenkt; in
dich und die Anderen.
Wenn klar wird, was uns eint. Wenn
Wunden heilen bedeutet, dem anderen den Toilettengang zu ermöglichen.
Oder wenn der Schlüssel zu allem nur der Dialog sein kann, sich
aufspielen, Aufmerksamkeit erlangen. In einer Welt, die soviel redet
und doch nichts zu sagen hat, erübrigt Iñárritu alle Worte: In der
pulsierenden Masse ekstatisch umherspringender Menschen zum Beispiel.
Wenn die Erde bebt, die Lichtblitze verrückt spielen. „Earth, Wind
& Fire“ ertönt, du schließt die Augen. Schwitzt, springst,
lachst. Lebst.
Wenn ein Junge eine Waffe vernichtet,
sich seiner Verantwortung stellend. Oder einfach eine Hand eine
andere ergreift. Dieser Film spricht eine universelle Sprache, eine
die sich über die unendliche Kraft der Bilder zelebriert. Kein Name
aus dem herausragenden Ensemble bekannter Gesichter und
vielversprechender Entdeckungen hätte es verdient aus diesem
hervorgehoben zu werden. Und am Ende schließlich steht keine
bahnbrechende Erkenntnis und keine Absolution. Am Ende stehen zwei
Menschen, Hand in Hand, inmitten pulsierender Lichtkegel. Die
Lösungen unserer Probleme liegen im Dialog. Schlicht und ergreifend.
9/10
Schön, finde den auch hervorragend, und gemeinhin etwas unterbewertet. Tragisch, dass er bei den Oscars damals so konsequent gegen „The Departed“ verlor.
AntwortenLöschenJoar, die Oscars eben. Irgendwo auch ziemlich egal.
LöschenSchließe mich dem an! Sehr genialer Film!
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