Billy Wilder's verspielt-schlüpfrige
Maskerade. Sinnlich, elegant und sexy wie eh und je ist die Diva
Monroe; scharfsinnig, smart und ironisch ihre beiden Verehrer. Dem
Eskapismus seiner Epoche entzieht sich Wilder bereits in der
Einleitung: Rachsüchtige Gangster, erbarmungslose Tötungskommandos
und komische Razzien - ein ausgiebiger Flirt jenseits der
vermeintlichen Genre-Grenzen. Trotz des Zugeständnisses an gewisse
Hollywood-Mechanismen bleibt die Realität der primäre Bezugspunkt.
Schmerzhafter Realismus im goldenen Hollywood-Gewand quasi. Armut,
Kriminalität und moralische Verkommenheit in aller Leichtfüßigkeit
präsentiert, aber nie verklärt. Scharfsinnige Dialogzeile folgt auf
scharfsinnige Dialogzeile, rasante Inszenierung auf stille
Genre-Erweiterung. Unter all dem Glanz, hinter der zum brüllen
komischen Fassade verbirgt sich aber nicht mehr als die Realität
selbst. Die beiden Verehrer leben in Armut, die Straßen sind
korrumpiert von skrupellosen Gangster-Organisationen, das so anmutig
erscheinende Divchen hat Alkoholprobleme. Wer gefallen will, muss
lügen. Wer akzeptiert werden will, verleumdet seine wahre Identität
– zumindest bis zum optimistischen Schlussakt. Verpackt ist alles
in Glitzerfolie und hoch ironischen Humor in Verkörperung des
überragenden Darsteller-Duos Curtis und Lemmon. Musikalisch ebenso
nostalgisch, wie sinnlich arrangiert. Marilyn Monroe spielt gekonnt
mit ihrem eigenen Image, singt im tief ausgeschnittenen Abendkleid
ihren Klassiker „I wanna be loved by you“ und verzaubert mit
jeder Dialogzeile und jedem scheinbar willkürlichen Lächeln. Billy
Wilder's Genre-sprengender Genre-Beitrag ist seiner Zeit voraus und
endet in der perfekten Schluss-Sequenz mit dem oft zitieren Satz
„Nobody's perfect“. Ein Satz, dem im Kontext seiner Zeit eine
immense Bedeutung zukommt. Verneigung.
8.5/10
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