Mittwoch, 20. Juni 2012

"Natural Born Killers" [US '94 | Oliver Stone]

Ein abgefuckter Roadtrip. Medienkritisch, Gesellschaftskritisch. Wütend. Satirisch. Surrealistischer Alptraum für manche, erstrebenswerte Rache-Fantasie für andere. Knapp zwei Stunden Delirium und Gewaltexzesse. Moralisch und politisch zutiefst zweifelhaft. Ein ungemein wuchtiges Hybrid aus Comicsequenzen, Farb- und Schwarz/Weiß-Aufnahmen und bunten Nachrichtenschnipseln. Nonstop Dauerbeschallung durch eine nie enden wollende Audiospur. Jegliche Konventionen scheuend. Laut, schrill. Kein Raum für schauspielerische Entfaltung. Täter, Opfer, allesamt sind sie Karikaturen. Exzentrik in Reinkultur. Menschliche Abgründe tun sich Höllen-gleich vor uns auf. Der Mensch ist ein Sünder, er ist böse und gehört geläutert. Scheinheiligkeit und Doppelmoral gehen einher mit ekelerregender Sensationsgier. Doch hinter der radikalen Inszenierung, der bunten Musikclip-Ästhetik, verbirgt sich eine zweifelhafte Aussage: Absolute Resignation, die Kapitulation vor einer scheinheiligen und amoralischen Wirklichkeit soll die Lösung sein. Den strengen Zeigefinger fortwährend erhoben. Medien sind böse. Die Welt kann nicht mehr gerettet werden. Abartiger und destruktiver Pessimismus. Das Interview ist der entscheidende Dialog. Die Souveränität der Killer, das lächerlich anmutende Gesetzeskonstrukt mitsamt lächerlich anmutender Föhnfrisuren suggeriert, dass eine Rechtmäßigkeit für ihr Tun existiert. Kontrovers? In jedem Fall. Ein guter Film? Eher nicht. 

4/10   

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