Ein absolut lohnenswerter Blick hinter
die Kulissen einer New Yorker Impro-Gruppe. Humor ist hier nicht nur
Bestandteil alltäglicher Umgangsformen oder Bewältigungsstrategie
angesichts jener Arschtritte, die das Leben beizeiten aus der Bahn
werfen, sondern auch eine Kompetenz, die die Freunde auf der Bühne
abseits davon in einen Wettstreit eintreten lassen. Dann erzählt
„Don't Think Twice“ auch vom Neid, dem lästigen, wenn sich die
Karrierewege trennen und die Angst umgeht, auf ewig in den Kellern
halb verlotterter Stand-Up-Bars den Clown zu mimen und den Wunsch es
endlich auf der großen Fernsehbühne tun zu dürfen, von der
Sehnsucht gesehen zu werden oder vom Widerspruch als Teamplayer
seiner Intuition zu folgen, um zahlendem Publikum einen unbeschwerten
Abend zu bereiten und dem Ehrgeiz aus dem Schatten seines Ensembles
herauszutreten; dem Widerspruch das Leben mit Leichtigkeit zu nehmen
und aus den Komplikationen des Alltags eine Pointe zu dichten und der
Unbarmherzigkeit des Geschäfts. Diese sehr ambivalenten, komplexen
Gefühlswelten aufstrebender Comedians, von denen man nicht weiß, ob
sie zuvorderst Freunde oder doch Konkurrenten sind, fängt „Don't
Think Twice“ beinahe semi-dokumentarisch und doch gleichzeitig
ungeheuer einfühlsam ein. Eine klassische Milieu-Studie also, die
einem sehr andere, sehr spannende Lebensentwürfe näher bringt und
weder urteilt, noch beschönigt, wenngleich das Klischee vom bösen
TV-Boss hier lediglich der romantischen Idee dienlich ist, die
„Kommune“ gegen das verschleißende, schnelllebige
Fernsehgeschäft zu verteidigen. Solche Makel sind vergessen, wenn
der Film dem Theater seine Liebe gesteht und die Bühne zu jenem Ort
erhebt, an der alle kommunikativen Barrieren überwunden werden - wo
Wunden nicht nur aufgerissen, sondern auch wieder geheilt werden
können.
6/10
Ich wusste nie so recht, was der Film eigentlich von mir will. Zumindest in meinem Fall war von Einfühlsamkeit also nichts. Im Endergebnis daher eher enttäuschend.
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