Sonntag, 25. September 2016

"Love" [US '16 | Season 1]

Ich liebe Gillian Jacobs ja ein bisschen (dolle). Kaum ein anderes hippes Großstadt-Mädel schwankt so gekonnt zwischen crazy eyes und Unschuldslamm. Und bei niemand anderem muss ich mir derart hart die Bauchmuskeln halten, und bin gleichzeitig verzückt ob ihrer Fähigkeit makellose, rosige Porzellanhaut zu einer saublöden Visage zu verziehen. In ihr vereinen sich Sexyness und gescheiterter Idealismus, ohne dass das eine etwas mit dem anderen zu tun hätte. In jedem Fall aber liegt in ihrer Stimme das Versprechen begraben, dass Verlierer nicht zu Verlieren werden, solange sie nur ihren Humor nicht verlieren. Ihre Figuren, allesamt vergnügungssüchtig und Fettnäpfchen-erprobt, sind das beste Beispiel dafür. Wo „Community“ mit Britta jedoch einst verstand den hohen moralischen Ansprüchen einer idealistischen Mittdreißiger-Generation „hintersinnig“ zu verhandeln (und dabei Doppelmoral, Geltungsdrang und Integritätsfragen zu thematisieren), verbleibt „Love“ ausnahmslos bei Figuren, die sich und ihren aufgeplusterten, selbstgeschaffenen Problemen für keine Sekunde zu entgehen versuchen. 

Menschen in „Love“ kreisen zunächst einmal nur um sich selbst und einen Lebensentwurf, in dem Partner lediglich dem Zwecke dienen die eigene Leere zu füllen. Apatow-üblich ist hier jeder unheimlich mitteilsam und gleichzeitig unheimlich nichtssagend. Denn obwohl hier viel geredet wird, wird schlussendlich doch nichts gesagt. Versuche Erwartungen an die typischen Figurentypen (des schrägen Psychologen oder des verwöhnten Kinderstars) zu unterwandern, werden zwar unternommen, in der zweiten Staffelhälfte jedoch nicht weiter verfolgt. Gleichzeitig schleppen sich Gus und Mickey durch die menschenfeindliche Wüste des L.A.-Showbiz und während die eine damit beschäftigt ist auch die letzte Brücke abzureißen, schleimt sich Gus (Paul Rust) durch den Berufsalltag an einem TV-Set für eine Hexen-Soap. 

Appropros Paul Rust: Hier wird „Love“ High Fantasy (no pun intented). Nerd-Nase vögelt sich in den 10 Episoden nämlich von einer Zehn zur nächsten, wobei ihm zu allem Überfluss auch noch Jacobs gewähren lässt. Dass Rust an unzähligen Folgen mitgeschrieben hat, wird damit sicherlich in keinerlei Zusammenhang stehen. Es wäre sogar halbwegs zu verkraften, wenn Gus ein einnehmender, in irgendeiner Weise sympathischer Charakter wäre. Rust aber spielt einen Eier-amputierten, ständig herumdrucksenden, ekligen On-Set-Tutor, dessen Betrug von der Serie zu keinem Zeitpunkt thematisiert wird. Stattdessen ist es Jacob, ebenfalls einigermaßen unsympathisch, die am Ende zur kleinen, großen Entschuldigungs-Geste ansetzen muss - Liebe ist eben scheiße, wenn man am Ende nur bezahlt. 

3/10 

2 Kommentare:

  1. Naja, der Nerd-Hengst ist ja von Woody Allen nicht zuletzt Jahrzehntelang geprägt worden, aber ich weiß was du meinst. Fand ich auch etwas übertrieben. Die Serie selbst sehe ich nicht ganz so schwach, sie hatte ihre Momente, aber grundsätzlich perfektioniert sie für mich ein Problem das ich zu oft mit Film und Fernsehen habe: das Propagieren von Liebe ohne diese wirklich darzustellen. Was die Figuren aneinander so toll finden, wird nicht wirklich klar. Da mir das bei den Beziehungen aus meinem Freundeskreis jedoch ebenso geht, bin ich in der Hinsicht vielleicht auch einfach nur im wahrsten Wortsinne asozial.

    Ansonsten: Alison Brie > Gillian Jacobs :P

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    1. Allen ist sowieso, auch abseits der Leinwand, eine ambivalente Persönlichkeit. Aber in seinen Filmen habe ich noch eher verstanden, was die Frauen an ihm hatten - das Gefühl intellektuell stimuliert zu werden. ^^

      Auch hot, geht aber eher in die Lolita-Richtung (Weihnachtsfolge).

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