Sonntag, 18. September 2016

"Deadpool" [US '16 | Tim Miller]

Was sagt es schon über einen Film aus, wenn er das R-Rating als Errungenschaft feiern muss? Standesgemäßes Computer-Gekröse ist das und Deadpool als Verkörperung des Im-Kino-Kommentators natürlich auch eine ganz schlimme Figur. Sie bedient den Nerd-Konsens ebenso, wie sie ihn bestätigt. Entsprechend vorhersehbar sind die Referenzen auf den CGI-Anzug der grünen Laterne (den Reynolds seinerzeit ausfüllte), die hohen Gebühren der restlichen Marvel-Helden (leere Xavier-Villa) oder eben auf den katastrophalen, ersten Versuch Deadpool im Wolverine-Origins-Beitrag einer breiten Zuschauerschaft bekannt zu machen. In diesem so viel gescholtenen ersten Auftritt hatte man Deadpool seinerzeit den Mund in bester „Matrix“-Manier zugeschweist – rückblickend gar keine so schlechte Idee. „Deadpool“ ist nur innerhalb der Begrenzungen seines winzigen, beschränkten Pop-Kultur-Universums ein Rebell, außerhalb dessen gliedert er sich nahtlos in das Marvel-Portfolio ein, das lediglich um eine Geschmacksrichtung erweitert wurde. Jetzt darf auch CGI-Blut fließen - zu Motherfucker-Musik und coolen One-Linern - aber der Film ist ebenso leer und risikolos wie seine Gefährten. „Deadpool“ will in erster Linie gefällig sein, also nimmt er den Meinungs-Konsens auf und schaltet ihn in Schleife. Der Film funktioniert dementsprechend vor allem über stetige Entschuldigungs- und Wiedergutmachungs-Gesten für die vermeintlichen Verfehlungen der Vergangenheit. Und es wird dabei die Tatsache verschleiert, dass „Deadpool“ zu jeder Sekunde eine sichere Bank war, würde man nur all das adressieren, was in den Augen des Mainstreams im Umgang mit Deadpool als Comic-Figur (und Reynold's Karriere insbesondere) falsch gelaufen war. Der Film begab sich damit schon im Vorfeld in totale Abhängigkeit zur angepeilten Klientel. Das Resultat besteht aus Schulterklopfern und gegenseitigem Abnicken bekannter Thesen. Konsens eben. Und damit Null Überraschung. 

4/10

1 Kommentar:

  1. Gefiel mir nicht, zu gezwungen wirkte der vermeintliche Anarchismus und zu genrekonform letztlich das Anti-Establishment Getue. Nichts Halbes und nichts Ganze. Da schau ich doch lieber die X-Men-Filme.

    AntwortenLöschen