Bauerntheater! Jovovich dreht völlig
am Rad, interpretiert d'Arc als launischen, herumzickenden Maniac
ohne jedes strategisches Geschick und scheint geistig immer noch auf
dem „5th Element“-Set festzuhängen. Besson bürgt ihr zudem ein
einfaches Revenge-Motiv auf, statt sich dem historischen, oft auch
nur fragmentarisch protokollierten (Mythen-)Stoff differenziert zu
nähern. Da gerinnt die Schauspielerei auch gerne mal zur
Comedy-Nummer. Erträglich ist das, wenn sich Besson in seinen
Bildern verliert wie der Knirps im Sandkasten. Dann eröffnet er auch
die Chance die kurze Lebensgeschichte der Joan aus ihrer Perspektive
visuell erfahrbar zu machen - solange niemand den Mund aufmacht. Die
erste Stunde zieht sich zudem wie ein dicker, fetter Kaugummi-Klumpen
und will einfach nicht abreißen. Dass alle komisches Englisch
brabbeln, macht das alles auch nicht unbedingt besser. Interessant
ist jedoch der queere Subtext der d'Arc-Figur und der Prozess, der
ihr im Nachklang ihrer aufsehenerregenden, militärischen Erfolge
gemacht wurde, nachdem sich der französische König Charles VII von
ihr abwandte. Dass sie zum Opfer eines radikalisierten und immer mehr
Einfluss nehmenden Klerus geworden ist, macht sie dann endgültig zur
tragischen Helden-Figur, gerade aufgrund des unfairen Prozessverlaufs
und der Vorwürfe, die gegen sie erhoben wurden. Besonders spannend
sind die Vorwürfe, die ihr im Zusammenhang mit der von ihr
getragenen Männerkleidung gemacht worden sind. Nicht etwa das Tragen
der Kleidung per se scheint der Grund zur Empörung - war doch jede
Frau, die dem männlichen Ideal entgegenstrebte grundsätzlich
begrüßenswert - sondern das Beharren auf ihrer weiblichen
Identität. Das formulierte eine Kritik am vorherrschenden
Patriarchat, die sie letztlich auf den Scheiterhaufen führte. Der
Rest: historischer Besson-Trash.
3/10
Wollte ich schon lange mal wieder sehen, aber bisher noch nicht dazu gekommen. #TeamLuc
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