Dienstag, 22. Juli 2014

"Schwerkraft" [DE '09 | Maximilian Erlenwein]

Gute Menschen gibt es hier nicht; in diesen gläsernen, kalten Büro-Komplexen, in denen zur Besserung des Betriebsklimas sogar die Farbe des Hemdes fremdbestimmt werden soll und einem der Chef an der Kaffeemaschine zwinkernd ein Foto seiner neuesten Eroberung präsentiert. Erlenwein's erster Spielfilm ist bevölkert von latenten Arschlöchern und langweiligen Anzug-Fuzzis, denen es nach Jahren der Hörigkeit gehörig ans Bein zu pissen gilt. Und schon lange nicht mehr hat sich ein deutscher Regisseur derart befreit, komisch und selbstbewusst zwischen den Genres bewegt. Den Ausbruch seines Protagonisten aus einem lähmenden Kreislauf erzählt Erlenwein in erster Linie über schnörkellose Dialoge, erstaunlich stilsicher und von einem bestechenden Ensemble getragen. Gelegentlich erinnert „Schwerkraft“ in seiner straffen Struktur und dem zugänglichen Rhythmus, der immer wieder durch leichtfüßige Gitarrenriffs getaktet wird, an die ironischen Gauner-Balladen eines Guy Ritchie - in gut. Der unterkühlte Fincher-Look, welcher warme Töne fast gänzlich eliminiert, distanziert sich zudem von einschlägigen TV-Formaten und macht gerade hinsichtlich seines behandelten Sujets absolut Sinn. Lediglich zum letzten Drittel gibt Erlenwein die Zügel hier ein wenig aus der Hand und springt etwas planlos und unschlüssig zum vorhersehbaren, aber schönen Finale. Moralisch bleibt das aber immer wunderbar inkorrekt und der Humor trocken. Deutsches Kino lebt. 

6/10

1 Kommentar:

  1. Deine Wertung spricht dafür, daß du Schwerkraft aber auch noch nicht als Ende der Fahnenstange siehst. Ich fand auch, daß hier einiges richtig gemacht wurde, aber so richtig auf den Punkt trifft der Film dann doch wieder nicht. Leider.

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