Gute Menschen gibt es hier nicht; in
diesen gläsernen, kalten Büro-Komplexen, in denen zur Besserung des
Betriebsklimas sogar die Farbe des Hemdes fremdbestimmt werden soll
und einem der Chef an der Kaffeemaschine zwinkernd ein Foto seiner
neuesten Eroberung präsentiert. Erlenwein's erster Spielfilm ist
bevölkert von latenten Arschlöchern und langweiligen Anzug-Fuzzis,
denen es nach Jahren der Hörigkeit gehörig ans Bein zu pissen gilt.
Und schon lange nicht mehr hat sich ein deutscher Regisseur derart
befreit, komisch und selbstbewusst zwischen den Genres bewegt. Den
Ausbruch seines Protagonisten aus einem lähmenden Kreislauf erzählt
Erlenwein in erster Linie über schnörkellose Dialoge, erstaunlich
stilsicher und von einem bestechenden Ensemble getragen. Gelegentlich
erinnert „Schwerkraft“ in seiner straffen Struktur und dem
zugänglichen Rhythmus, der immer wieder durch leichtfüßige
Gitarrenriffs getaktet wird, an die ironischen Gauner-Balladen eines Guy Ritchie - in gut. Der unterkühlte Fincher-Look, welcher
warme Töne fast gänzlich eliminiert, distanziert sich zudem von
einschlägigen TV-Formaten und macht gerade hinsichtlich seines
behandelten Sujets absolut Sinn. Lediglich zum letzten Drittel gibt
Erlenwein die Zügel hier ein wenig aus der Hand und springt etwas
planlos und unschlüssig zum vorhersehbaren, aber schönen Finale.
Moralisch bleibt das aber immer wunderbar inkorrekt und der Humor
trocken. Deutsches Kino lebt.
6/10
Deine Wertung spricht dafür, daß du Schwerkraft aber auch noch nicht als Ende der Fahnenstange siehst. Ich fand auch, daß hier einiges richtig gemacht wurde, aber so richtig auf den Punkt trifft der Film dann doch wieder nicht. Leider.
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