Am Anfang ist Schwärze. Dann das
Rauschen des Meeres, die am Bug brechenden Wellen. Dann das monotone
Brummen eines Schiffsmotors, später unverständliches
Arbeitsgenuschel und Seekrankheit-simulierende, total Sinn machende
Kamera-Schwenks. „Leviathan“ meidet Totalen und sucht die Nähe,
und er geht so nah, dass sich bekannte Formen zu verzerren beginnen.
In der Orientierungslosigkeit wird plötzlich alles eins: Rollende
Fischköpfe, Blutlachen, gigantische Netzvorrichtungen, routiniertes
Treiben an Deck. Erste Konturen zeichnet der Film erst mit der Zeit.
Das zerfurchte Gesicht des Kapitäns, dunkle Augenringe, tätowiert,
verschwitzt oder einfach nur durchnässt vom unaufhörlichen Regen,
wahrscheinlich beides. Hardrock im Hintergrund, der aus einem alten
Plastikradio dringt. Und immer ist da diese unbändige Kraft und
meine Ehrfurcht ihr gegenüber. Dann sind wir im Meer, begleiten
einen Möwenschwarm, der für ein paar Fischreste in die Wellen
stürzt. Dem mechanischen Summen eines Krans sind grelle Schreie zu
entnehmen, dann Leviathan, dann Schwärze.
8/10
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