Die assoziative Bildmontage und
experimentelle Tongestaltung fallen bei „Walkabout“ ganz
besonders auf. Die Figuren dagegen sind – obwohl nicht
unsympathisch – doch arg vage und zu unnahbar, als dass man eine
wirkliche Bindung zu ihnen herstellen könnte, ebenso die behandelten
Themenkomplexe um Reifeprüfung und Kommunikationsbarrieren,
Kulturclash und Zivilisationskritik.
Einige der handwerklichen Feinheiten
und filmischen Motive Roeg's kann man darüber hinaus auch im zwei
Jahre darauf folgenden „Don't Look Now“ ausmachen, z.B. die
sprunghafte Montage einer anfänglichen, alles in Gang setzenden
Katastrophe, die Roeg im späteren Verlauf des Filmes immer wieder
als eine Art Leitmotiv aufgreift oder grotesk variiert (die Leiche
erhebt sich kurz). Weitere exzellente Bildkompositionen lassen sich
allerdings nur in seinem Debüt bestaunen; der Jagd auf ein Känguru
im Outback etwa schneidet der britische Kameramann und Regisseur als
Kontrast immer wieder Szenen aus einer gewöhnlichen Schlachterei
gegen und stellt somit eine ganz konkrete Verbindung zwischen
„schwarzem Wilden“ und „zivilisiertem Weißen“ her.
Es ist überhaupt spannend zu sehen,
wie Roeg die Vorzüge eines zivilisierten Lebens immer wieder den
zunächst Lebens-feindlichen, dann aber fast schon traumartig-schönen
Zeiten in der australischen Wildnis gegenüberstellt ohne viele Worte
dabei zu verlieren oder befangen Partei zu ergreifen. Lediglich wenn
zwei jagende Weißbrote wahllos Tiere erschießend durch die Pampa
rasen und Roeg dies auch unmissverständlich in allzu platte Bilder
überträgt, vergreift er sich etwas im Ton.
Die ernüchternde Auflösung seiner
Geschichte begleitet dennoch weit über den Abspann hinaus. Roeg
begreift Erwachsenwerden letztlich immer auch als Verlust, eine Form
des Loslassens von unseren Träumen und lässt offen, ob wir jemals
imstande sein werden unsere kulturellen Differenzen nachhaltig zu
überwinden; zumindest nicht, solange wir weiter an unseren
Eitelkeiten festhalten. Wir müssen aufhören alles und jeden
unterwerfen zu wollen und wir müssen uns entscheiden. Erst dann
kommen wir womöglich in den Genuss wahre Freiheit erfahren zu
dürfen, denn ewige Sehnsucht nach Gespenstern darf einfach keine
Alternative sein.
7/10
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