Ein Modeschöpfer wird zum Filmemacher.
Eine berufliche Umorientierung, die eigentlich zum Scheitern
verurteilt scheint. „A Single Man“, Tom Ford's Regie-Debüt,
scheitert aber nicht. Dem immanenten Streben nach visueller
Perfektion, fügt Ford nämlich einen herausragenden Colin Firth
hinzu. Wohl neben dem Umstand, dass Ford auf eine Buchvorlage
zurückgreift, eine der großen Stärken dieses durch und durch
visuellen Filmes.
Die Bildsprache des Designers ist demnach natürlich
nicht subtil. Die breite Palette visueller Gestaltungsmittel
gebraucht Ford schon mit dem Vorschlaghammer; fährt bei Rückblenden
auf abgedroschene Slow-Motion-Einstellungen herunter oder dreht bei
emotionalen Hochmomenten den Farbfilter zum Anschlag auf. Ford
kommuniziert primär über eine visuelle Ebene, die trotz ihrer
filmtechnischen Verfremdung und einem sehr plastischen 60s-Look doch
nie zu viel Distanz zu unserem Protagonisten entstehen lässt.
Ohnehin: Inwiefern es Ford's Zutun geschuldet ist, dass Firth
hier eine seiner besten, wenn nicht sogar die beste Performance
seiner Karriere abliefert, darf dahingestellt bleiben.
Dieses verzweifelte Lächeln, wenn
Firth versucht den Anschein vollkommener Normalität zu wahren, diese
ebenso komischen, wie tragischen Suizidversuche, das ständige Spiel
mit der Waffe als eigenständigen Charakter. Der Blick in den
Spiegel, auf seinen maßgeschneiderten Anzug, der Blick auf das Foto
und die ständige Suche nach einem stillen Moment. Selten war das
Spiel des Briten natürlicher und kontrastiert gerade damit jene
stilisierte Werbe-Ästhetik, die Ford ungemein elegant und mit einem
fast obsessiven Hang zur Akribie aufzubauen weiß.
Dieses (gewollte?)
Spiel mit den Gegensätzen - also einerseits die punktuelle
Verwendung von Räumlichkeiten, Kleidung und Accessoires als Teil
einer plastischen Bildsprache und andererseits dem ungemein
intuitiven, naturalistischen Spiel eines Firth – macht dabei den
großen und manchmal auch gar nicht zwingend an konkreten Punkten
festzumachenden Reiz von „A Single Man“ aus. Dass der politische
Hintergrund in Anbetracht dieser wundervollen Momentaufnahme eines
Verzweifelten eben nur Hintergrund bleibt, ist zu verschmerzen, zumal
es Ford gelingt, eine ganze eigene Form von Kinomagie zu evozieren;
eine, die in ihrer Schönheit fast schon wieder wehtut.
7/10
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