Montag, 5. November 2012

"Der Exorzist" [US '73 | William Friedkin]

Fast vierzig Jahre sind vergangen seit „The Exorcist“ für viel diskutierte Kontroversen sorgte. In einem vom Aufbruch begriffenen Land, inmitten sexueller Revolutionen und fortschreitender Emanzipation, geboren aus der 68er Bewegung, stellte Friedkin's Roman-Adaption in gewisser Weise das spießbürgerliche Pendant zu revoltierenden Gesellschaftsmetaphern wie „The Graduate“ dar.

Laut Friedkin ist die einzige Möglichkeit für eine wiederkehrende Stabilität und Ordnung in einer von bröckelnden Fassaden und eskalierenden Studentenprotesten geprägten Gesellschaft, die Rückkehr zu den Ursprüngen. Und damit auch die bedingungslose Besinnung auf den alt ehrwürdigen Katholizismus, der unter anderem jene Reglements propagiert, von denen sich die Jugendbewegung seit Jahren zu entledigen versuchte. Das größte Problem von „The Exorcist“ wird deshalb wohl für ewig der Umstand sein, dass er unter Betrachtung seines historischen Kontextes für immer mit der reaktionären Haltung Friedkins verbunden sein wird.

Das ist in soweit schade, als dass uns mit „The Exorcist“ im Grunde genommen kein schlechter und sogar Genre-begründender Horrorfilm vorliegt, der gespickt mit unzähligen inszenatorischen Raffinessen (Traum-Sequenz des jungen Pfarrers; scheinbar willkürliche Integration von teuflischen Fratzen), in erster Linie von seiner formalen Perfektion lebt. Er scheitert – wie so viele vor und nach ihm – an seinen eigenen Ambitionen und dem überholten Moral-Konstrukt seines Regisseurs. Dabei lässt die Titel-gebende Prämisse doch Variationen hinsichtlich der unumgänglichen Konfrontation mit Religion als Heilsbringer durchaus zu. Denn letztlich liegt es an den Machern, ob sie eine Ideologisierung des Publikums und eine Verklärung der Kirche anstreben möchten oder eben nicht.

5/10

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