Zunächst ein entgegen jeder Franchise-
und Sequel-Logik dekonstruierender Nachfolger zum unsterblichen
Hitchcock-Klassiker, der sich mit etlichen Einfällen an dessen
Ikonografie und dessen ikonischer Hauptfigur abarbeitet. Der Film
kann zudem, und vielmehr noch, problemlos als metafilmische
Abhandlung über die Slasher-Serien seiner Zeit gelesen werden.
Während Bates nach seiner vermeintlich erfolgreichen Rehabilitierung
mit den Gespenstern der Vergangenheit zu ringen hat, kämpfen die
antagonistischen Kräfte um Lila Loomis, Schwester der legendär ums
Leben gebrachten Marion Crane, mit ihrer Tochter Mary dafür, dass
dieser rückfällig wird. Um dieses Ziel zu erreichen ist ihnen jedes
Mittel recht; sie beschwören die Vergangenheit herauf, indem sie
Bates Mutter durch Verkleidungen und Telefonanrufe wieder auferstehen
lassen. Bates soll dadurch wieder in ihren Bann geraten – und
schlussendlich zum Mordversuch verleitet.
Lila und Mary übernehmen gewissermaßen
die zweite Regie in diesem eigenartigen, höchst originellen Film.
Sie kämpfen für einen zweiten Teil, der den Gesetzmäßigkeiten des
Genres Folge leistet und Bates Reputation als Killer - nun auch in
Serie! - endgültig zementieren soll. Der Film befindet sich als
Konsequenz dieser Film-inhärenten Überlegungen im steten Konflikt
mit sich selbst, steht zwischen der Hommage und der Kopie, zwischen
Bates als Psychopath und unverhoffter Sympathieträger und letztlich
sogar zwischen den Genres. Diesen Konflikt, der sonst in den
Hinterzimmern der Filmstudios ausgetragen wird, zum
Gravitationszentrum einer Fortsetzung zu machen, ist nicht nur
hochgradig spannend, sondern auch seiner Zeit weit voraus. So viel
klugen Meta-Kommentar hätte selbst Kevin Williamson nicht in ein
Drehbuch verpacken können. Und so sollte dieser unglaubliche
seltsame, gut gedrehte, bisweilen fast parodistisch wirkende Film
auch gesehen werden – als geistiger Vorgänger zur „Scream“-Reihe
und seinen nachfolgenden, postmodernen Dekonstruktionsversuchen.
Mit Norman Bates, der im Kampf um seine
Vergangenheit und seine Autonomie schlussendlich den äußeren
Umständen erliegt, verliert auch der Film seinen offen ausgetragenen
Konflikt mit sich selbst. Er wird zum Franchise und bildet in einer
atemberaubenden Schluss-Einstellung den Startschuss für zwei weitere
Fortsetzungen. Das ist die eigentliche Tragik dieser Geschichte:
Norman Bates darf unter keinen Umständen genesen, indem er der
Einflusssphäre seiner geisterhaft präsenten Mutter entrinnt. Er
muss in der Gegenwart auf ewig zerrissen sein im Konflikt mit der
Vergangenheit um die Zukunft. Der Film macht klar, dass es keinen
anderen Weg gibt als die vernichtende Niederlage gegen die
Konvention, gegen die Kommerzialisierung und gegen die Logik des
Marktes. Kurzum: Norman Bates ist dazu verdammt, auf ewig zu töten.
Und mehr noch als ein Opfer seiner Mutter, muss er als Opfer des
Filmgeschäfts, also des Geschäfts mit dem Film, verstanden werden.
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