„Smallville“ mit einem Wort:
bittersüß. Clark und Lex, hier Freunde, die sich nie so ganz die
Wahrheit sagen können und die die Kräfte der Bestimmung immer
weiter auseinander zu treiben droht, sind dazu verdammt, zur Nemesis
des jeweils anderen heranzureifen. Währenddessen dürfen Clark und
Lana sich zwar tonnenschwere Blicke zuwerfen, schmachtend die Lippen
befeuchten, aber eben nie wirklich zueinander finden. - So will es
der Kanon der Popkultur, der jedes Schicksal im Kansas-Kaff
Smallville zu einem Puzzle-Teil einer kosmischen Prophezeiung
degradiert. Mit anderen Worten: alles ist determiniert und niemand
entrinnt seiner vorherbestimmten Rolle. Die Geister der Vergangenheit
ruhen nicht so lange, bis sie in der Gegenwart die Zukunft gestalten.
Vielleicht mit Ausnahme dieser süßen Blonden mit den abstehenden
Haaren an den Seiten - die mit dem unwiderstehlichen Lächeln. Jene
rasende Reporterin, die außerhalb der Comic-, Fernsehen- und
Kinogeschichte erdacht, aber umso schneller akzeptiert worden ist -
als der fehlende Link zwischen Smallville-Clark und Metropolis-Clark.
Aber auch ohne diese funktionale Rolle ist Chloe Sullivan eine
Bereicherung für das Kleinstadtleben, das manchmal öde sein kann
und vorhersehbar. Irgendwer fällt auf Meteoriten-Gestein, entwickelt
irgendwelche Kräfte und kidnapped vornehmlich das Love Interest des
Man of Steel, der dann in letzter Sekunde Kugeln stoppen oder
Mutanten ausknocken darf – gerne auch beides. An solchen Tagen ist
Chloe pure Energie und pure Lebensfreude. Ihre „Wall of the Weird“
begleitet die Serie dabei, wie das „I want to believe“ Mulder und
Scully bei ihren Konfrontationen mit dem Undenkbaren. Ihre
unerwiderten Gefühle sind eine der Spannungskonstanten der Serie.
Und sie eines jener Identifikationsangebote, die man in einer
Teenager-Serie so dringend braucht.
Eine Serie, die auch vornehmlich die
Leitmotive der teenage angst behandelte, und es lediglich mit
überbauhafter Phantastik zu garnieren wusste, war Whedons „Buffy“,
in der auch ein mit übermenschlichen Kräften ausgestatteter
Teenager mit seinen Freunden den Kräften des Bösen trotzte.
„Smallville“ ist, bei allen strukturellen Gemeinsamkeiten,
allerdings kein „Buffy“; nicht so Neunmalklug, nicht so witzig,
nicht so konsequent und nicht so kreativ. Im Verbund stellen sie
dennoch eine aussterbende Sorte Serien-Unterhaltung dar, in der
hingebungsvoller Gefühlskitsch und Genre-Sensibilitäten noch eine
hochentzündliche Verbindung eingingen. „Smallville“ geht dabei
seinen eigenen Weg, bei dem nicht immer sicher ist, was ernst gemeint
und was augenzwinkernd. Werden Teenager in Smallville zu Bad Boys
tragen sie plötzlich Ledermantel und Sonnenbrille und tragen die
Haare hochgegelt – an einer Stelle tragen sie sogar einen
Ghettoblaster durch die Gegend, weil das in der Schule ja besonders
gut kommt. Die Stärken der Serie, bei aller Häme, sind indes nicht
zu übersehen. Statt des Monsters of the Week gibt es den Freak of
the Week, der immer auch Produkt seiner Umwelt ist und nicht bloß
manifestiertes Böses in Mythengestalt. „Smallville“ behandelt
die Leitmotive der Adoleszenz auch immer über seine Gegenspieler,
deren Handeln fast immer Ausdruck verborgener Sehnsüchte oder
angestauter Frustrationen ist. Bei so viel Menschenliebe verzeihe ich
gerne jede Repetition, jeden hässlichen Weichzeichner und jede
versteinerte Miene Tom Wellings, unfähig auch nur eine einzige
ambivalente Emotion glaubhaft zu machen.
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