Freitag, 22. Dezember 2017

"Spider-Man: Homecoming" [US '17 | Jon Watts]

Maximal Zielgruppen-optimierter Superhelden-Quark, den ich mit Zwölf bestimmt auch maximal gefeiert hätte. Wie sich die Macher mit Youtube-Clips, Spider-Man-Live-Streaming und Lego-Death Stars den Zeitgeist zu eigen machen und zu jedem Zeitpunkt wissen, welche Knöpfe zu drücken sind, verdient allerdings schon ein gewisses Maß an Respekt. Dass solche Filme auch von Vollbart-tragenden Mitdreißigern mit Yankees-Cap und Motto-Shirt gefeiert werden ist dennoch einigermaßen befremdlich. Mir persönlich fehlte ein Gespür für das Coming-of-Age-Sujet, in dem man sich mit einer Origin-Story des Spinnenmanns ja zwangsläufig verortet. Im mittlerweile dritten Franchise-Anlauf wurde der Welt des Spinnenmanns nämlich jede Kante geglättet. In der Highschool sieht keiner mehr Scheiße aus, jeder hat einen flotten Spruch auf den Lippen und die olle Tante May wurde inzwischen auf Marisa-Tomei-Hotness ge-upgraded. Für schräge Vögel und stille Außenseiter (den man beispielsweise einem eigentlich viel zu alten Tobey Maguire noch abkaufte) ist hier kein Platz mehr. Peter Parker trägt stattdessen feschen Seitenscheitel und Sixpack und das Leben wird spielerisch gemeistert. "Homecoming" ist damit vor allem eine Traumwelt für pickelige Teens, die sich sehnsuchtsvoll in den Körper von Tom Holland projizieren können, in der Lebenswirklichkeit des Films aber nirgends repräsentiert werden. Irritierend ist auch wie oft der Film über seine Figuren darauf hinweisen muss wie „awesome“ und „cool“ dies und jenes gerade war. Bei so viel Selbstbegeisterung und Meta-Gag vergisst Marvel natürlich mal wieder eine gute Geschichte mit liebenswerten Charakteren zu erzählen. Stattdessen gliedert man sich nahtlos in das Referenzsystem des MCU ein, indem man den Film durch Bezugnahme auf den Civil War und kleinere und größere Cameos fast schon wie eine Behind-the-Scenes-Folge der „Avengers“-Reihe erzählt. So viel Zielgruppen-Kalkül muss dann zu allem Überfluss auch noch von den armen Ramones bespielt werden. Weil's so fucking rebellisch ist. 

3/10

2 Kommentare:

  1. Schade, der Kommentar zu Revenge of the Sith wurde wohl nicht gespeichert. Die Krux mit Blogger manchmal.

    Ich mochte den hier mehr als die Garfield-Filme, primär weil wir nicht wieder eine Origin-Story im üblichen Sinne goutiert bekamen. Tony Stark hätte es für mich nicht gebraucht, quasi alle MCU-Referenzen waren eher Störfaktoren für mich, aber prinzipiell wurde ich unterhalten. Das kann ich 2017 leider nur von sehr wenigen Filmen behaupten.

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    1. Oh, schade.

      Der Vergleich zu den unsäglichen Garfield-Filmen ist aber auch großzügig, da kann ja fast jede Comicverfilmung nur gewinnen. "Homecoming" ist da auf jeden Fall kompetenter gemacht, so wie jeder MCU-Beitrag, dabei aber auch sterbenslangweilig und immer so unangenehm self-aware.

      Die Blockbuster diesen Jahres folgen dem Trend des vorigen. Wer den eigenen Kulturpessimismus bestätigt sehen möchte, darf sich mit einem Blick auf die erfolgreichsten Filme 2017 gruseln.

      Aber man muss das ja nicht alles schauen. Zum Glück.

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