Durch die gewählten Betrachtungswinkel
bringt Trier in seinen Figuren neue Facetten zum Vorschein, die
ansonsten verborgen blieben. Ihre Probleme und Komplikationen werden
in ein Verhältnis gesetzt und in einem globalen
Bewandtnis-Zusammenhang verortet, der über die eigenen vier Wände
hinausweist. Die Figur von Isabelle Huppert spukt wie ein Gespenst
in den Köpfen ihrer Familie herum. Ihr Echo besetzt die Räume des
Filmes, zuvorderst all jene kommunikativer Natur. Ihre Anwesenheit
sollte eigentlich bezeugen, wie nichtig die Schmerzen sind, die ihre
Hinterbliebenen fühlen. Die Bilder, die sie bis in die privateste
Sphäre hineinträgt, müssten eigentlich abschwächen, was im Moment
des Schmerzes so gewaltsam und vernichtend ist. Aber die Bilder von
Bomben und Schutthaufen, staubigen Gesichtern und getrocknetem Blut
vom Ende der Welt nehmen keiner Gefühlswelt ihre Gewalt und keinem
Problem seine Daseinsberechtigung. Trier priorisiert keine
Gefühlswelten über andere, erklärt nicht die einen für nichtig im
Angesicht der unendlichen Ungerechtigkeit dieser Welt – selbst wenn
sein Gespenst daran zerbrochen sein mag.
7/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen