Wo „World War Z“ seinerzeit unter
der Last eines Rekordbudgets und einer ganzen Reihe
produktionstechnischer Turbulenzen der große Absturz drohte, gehen
die Koreaner bereits präventiv einen Schritt zurück. Statt eines
weltumspannenden Untergangsszenarios gerinnt der Zombie-Virus hier
zunächst einmal nur zur nationalen – und wichtiger noch: – zur
persönlichen Katastrophe. Dabei ist das Szenario von „Train to
Busan“ tatsächlich vielseitig auslegbar, lässt sich sowohl auf
die atomaren Katastrophen jüngerer Zeit, als auch auf die
gesellschaftlichen Befindlichkeiten Koreas selbst lesen. Insbesondere
in der Skizzierung gruppendynamischer Prozesse geht das
kammerspielartige Konzept, die Auswüchse einer Zombie-Apokalypse in
die Abteile eines Zuges zu verlagern, eindrucksvoll auf. Sobald die
Gruppe Überlebender den ersten Schrecken um ein geiferndes
Untoten-Kollektiv erst einmal verkraftet hat (die sich stapelnden
Zombie-Horden sind direkt vom großen Blockbuster-Bruder entlehnt),
wird wieder begonnen sich untereinander zu zerfleischen. Plötzlich
wird ein Unterschied gemacht zwischen denen und jenen und der Frust
um die eigene Situation auf andere – eigentliche Leidensgenossen –
abgeladen. In den Begrenzungen eines Zugabteils besinnt sich "Train
to Busan" immer wieder auf seine Figuren und ihre Verfehlungen.
Erst inmitten der hereinbrechenden Apokalypse lernt unser Protagonist
was er hat und was davon wirklich von Wert ist und erst im
existenziellen Überlebenskampf lernt er sich von seinem Ballast zu
befreien. Der Film lässt sich diesbezüglich vor allem als eine Art
kathartische Reise seiner Hauptfigur lesen, der mit einem
fürsorglichen, werdenden Vater und einem ignoranten, selbstsüchtigen
Unternehmer zwei mögliche, stereotype Zukunftsmodelle ihres eigenen
Lebens in Aussicht gestellt werden und die über die Katastrophe
hinweg und durch sie hindurch zu den Tugenden von Aufopferung und
Selbstlosigkeit gelangt. Hier dünnt der Zombie-Virus also nicht nur
die Bevölkerung ordentlich aus, er macht manche auch zu besseren
Menschen.
6/10
Liest sich sehr interessant! Ich mag koreanische Filme sowieso sehr gerne, deshalb landet dieser Titel gleich mal auf der Wunschliste :)
AntwortenLöschenDann solltest du tatsächlich mal einen Blick riskieren, wobei sich der hier schon deutlich anders anfühlt als beispielsweise all die Genre-Reißer mit denen die Koreaner in den vergangenen Jahren für Aufruhr sorgten. "Train to Busan" will schon auch ein Blockbuster sein.
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