Der Titel ist irreführend.
Es ist Elle Fanning, und nur Elle Fanning, die hier die Last und den
Schrecken des Kalten Krieges auf ihren Schultern trägt. „Ginger &
Rosa“ ist ein Film über Ginger und nicht über Rosa. Bis zuletzt
ist der Film von ihrem Blick bestimmt, der aus den persönlichen
Unwegbarkeiten sich zwischen zwei abstoßenden Elternteilen
wiederzufinden eine globale Katastrophe herleitet. Die klare
zeithistorische Verortung erlaubt es hierbei natürlich auch die
Gefahr ganz wirklich zu verstehen, wenngleich das Interesse von
Regisseurin Sally Potter ganz deutlich bei der feuerroten Hauptfigur
zu liegen scheint. Dafür vernachlässigt sie andere Parteien und
nimmt der eigentlich brisanten Dreiecksgeschichte die Tiefe und
verschiebt den Fokus spürbar. Großes Glück für den Film ist Elle
Fanning, der die Zerrissenheit und das Aufwachsen in immerwährender
Alarmbereitschaft von ihren Zügen abzulesen sind und die den
Film mit Natürlichkeit und Ausdrucksstärke beschenkt. Potter weiß
das und überlässt ihr konsequenterweise die Bühne. Und sie ergibt
sich auch nicht den Mythen des Feminismus oder erliegt dem blinden
Schrei nach „starken“ Frauenfiguren. Fanning darf, wie jede
andere Figur, fallen, zweifeln und wachsen, während die Welt aus
ihren Fugen gerät. Fast schon ein kleines Wunder.
7/10
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